Der Fußballtrainer Heiko Herrlich kennt die Höhen und Tiefen des Lebens: „Ich weiß, dass es einen Gott gibt, der einen durch schwierige Situationen tragen kann. Das habe ich einige Male in meinem Leben erlebt.“ Dieses deutliche Bekenntnis legt er in dem Film „Und vorne hilft der liebe Gott“ ab. Der Film von David Kadel ist bei bild.de abrufbar und auch Thema der gedruckten Ausgabe.
Herrlich gewann mit Borussia Dortmund den Weltpokal. 2000 diagnostizierten die Ärzte bei ihm einen bösartigen Hirntumor. An Gott gezweifelt habe er damals nicht: „Wenn das Gottes Weg ist, dann gehe ich ihn mit“, bekennt Herrlich. Bis dahin habe er ein tolles Leben gelebt: „Ich habe vertraut und gebetet, dass Heilung möglich ist.“
Zwischenmenschliche Probleme gelöst
Der ungewisse Ausgang der Krankheit habe ihn dazu veranlasst, zwischenmenschliche Probleme zu klären und Menschen um Verzeihung zu bitten. „Danach ging es mir besser. Ich war glücklich und zufrieden und ganz ich selbst.“ Auch seine großen Ängste habe er vor Gott gelegt. Dabei habe er eine Kraft gespürt, die ihn durch die Situation getragen hat. Durch die Krankheit hätten sich auch die Lebensprioritäten verschoben.
In dem Film plaudert Herrlich offen über seinen WhatsApp-Status: „Sag nicht Gott, wie groß deine Probleme sind, sage deinen Problemen, wie groß Gott ist.“ Diese Prämisse helfe ihm, nicht eigene Probleme zu vergrößern, sondern Gott größer zu machen. „Ich kann nicht alles begreifen, aber Gott wird das schon gut machen“, erklärt Herrlich. Er selbst werde auch künftig Fehler machen „und viel dummes Zeug erzählen“, aber er bitte dann im Gebet um Vergebung.
Traineramt als Geschenk Gottes
Dass er Trainer von Bayer 04 Leverkusen sein kann, empfindet er als Geschenk Gottes. Als Trainer greift Herrlich auch zu unkonventionellen Methoden und liest seinen Spielern aus der Bibel vor. Bei seinem früheren Verein Jahn Regensburg habe er in einem heftigen Konflikt das Gleichnis von der Ehebrecherin vorgelesen. Sie sollte gesteinigt werden. Nach menschlichem Ermessen hätte dem Jahn-Spieler für die massive Beleidigung des Co-Trainers auch eine massive Strafe gedroht. „Wir sind nicht den einfachen Weg gegangen und haben ihn suspendiert. Dass wir mit ihm gnädig waren, hat er dem Verein mittlerweile mit Toren und Vorlagen zurückbezahlt.“
Während Herrlich und die südamerikanischen Bundesligaspieler Mitte der 90er Jahre Exoten im christlichen Glauben waren, kennt Herrlich heute viele Spieler aus aller Welt, die Halt im Glauben suchen. Sie merkten, dass es etwas anderes geben muss, als das größte Auto, das neueste Handy und das dickste Bankkonto zu besitzen. Herrlich wünscht sich, dass dieses Bedürfnis nach Glauben aus der Bundesliga auf die Gesellschaft überschwappt.
Von: Johannes Weil