Umfrage: Eltern wollen mehr Schutz für Kinder im Internet

Die meisten Eltern haben schon einmal mitbekommen, dass ihre Kinder schlechte Erfahrungen im Internet gemacht haben. Das zeigt eine Studie. Die Eltern fordern für ihren Nachwuchs mehr Schutz im Internet.
Von Norbert Schäfer
99 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren benutzen ein digitales Endgerät

Mehr als die Hälfte – 55 Prozent – der Eltern hat bei einer Studie angegeben, dass ihr Kind bereits negative Erfahrungen bei der Online-Mediennutzung gemacht hat. Der Umfrage zufolge berichteten 19 Prozent der befragten Eltern, dass ihr Kind schon einmal mit ungeeigneten Inhalten, wie Gewalt und Pornografie im Internet konfrontiert worden sei.

Die Befragten fordern von den Online-Anbietern fast einhellig Maßnahmen zum besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen. Jeweils 93 Prozent der Eltern fordern „härtere Strafen bei Verstößen“ und ein „effizientes Melde- und Beschwerdesystem“. 91 Prozent der Eltern wünschen sich „funktionierende und anwenderfreundliche Jugendschutzeinstellungen“ für die sichere Begleitung ihres Kindes im Internet. 88 Prozent der Eltern erachten „verständliche, einheitliche Alterskennzeichnungen“ dafür als hilfreich. Damit die Kinder sicherer im Internet und in den sozialen Medien unterwegs sein können, wünschen sich 87 Prozent der Befragten „Unterstützung durch Kita und Schule“.

Beleidigung, Hass und „übermäßiger Medienkonsum“

Um zu erfahren, wie Eltern minderjähriger Kinder den Schutz von Kindern und Jugendlichen bei der Nutzung von Online-Medien wahrnehmen und bewerten, hatte das Meinungsforschungsinstitut Mauss Research eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerks durchgeführt. Dafür wurden von Mitte Juni bis Anfang August 2019 1.003 Erziehungsberechtigte mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren telefonisch befragt.

Von Beleidigungen und Hassrede konnten 15 Prozent der Eltern bei der Umfrage berichten. Knapp ein Drittel der Befragten gab demnach an, dass ihr Kind bei der Online-Nutzung bereits mit Kettenbriefen in Berührung gekommen ist. 28 Prozent der Befragten nannten „übermäßigen Medienkonsum“ als eine negative Erfahrung der Kinder im Bezug auf die Nutzung von Internet und sozialen Medien. Kostenfallen (14 Prozent) oder Mobbing im Internet (11 Prozent) wurden von den Eltern seltener angeführt. Von besonders gravierenden Problemen wie etwa Datenmissbrauch berichteten sechs Prozent der Eltern, von extremistischen Inhalten oder Radikalisierung fünf Prozent. Von sexueller Belästigung ihrer Kinder berichteten vier Prozent der befragten Eltern.

Medienkompetenz ist gefragt

Drei Viertel der Eltern gaben an, dass ihr Kind ein digitales Endgerät nutzt. Von den Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren benutzen fast alle ein digitales Endgerät. Bei Kindern unter sechs Jahren ist es rund eines von dreien. Der größte Teil der Befragten (40 Prozent) stufte die Medienkompetenz ihres Kindes als „eher durchschnittlich“ ein. Etwa ein Drittel (35 Prozent) schätzt die Kompetenz ihres Kindes im Umgang mit den digitalen Medien als „sehr hoch“ oder „hoch“ ein. Jeder fünfte Elternteil (20 Prozent) war der Meinung, dass sein Kind über eine „geringe“ oder „sehr geringe“ Medienkompetenz verfügt.

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert „wirksamere gesetzliche Maßnahmen für einen effektiven Kinder- und Jugendmedienschutz“. Dazu müsse für Anbieter von Medieninhalten im In- und Ausland „ein klarer Rechtsrahmen“ geschaffen werden. „Wir brauchen einen am realen Nutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen orientierten, ganzheitlichen Kinder- und Jugendmedienschutz“, erklärte der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger. Kinder- und Jugendmedienschutz sollte sich seiner Auffassung nach „den aktuellen und zukünftigen Phänomenen und Technologien anpassen“ und „für Eltern und Kinder transparent sein“. Gleichzeitig dürfe der Schutz vor den Gefahren im Netz „eine altersangemessene Teilhabe […] in der digitalen Welt“ nicht behindern. Krüger fordert die Stärkung der Medienkompetenz: „Eltern brauchen ebenso wie ihre Kinder mehr Unterstützung für eine sichere und kompetente Internetnutzung.“

Von: Norbert Schäfer

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