Von Saintes an der Westküste Frankreichs bis nach Paris will Rosen Hicher laufen. Ihr Marsch begann am 3. September, wie die feministische Zeitschrift Emma berichtet. Hicher hat 22 Jahre lang als Prostituierte gearbeitet. Mit 31 Jahren kam sie ins Gewerbe, heute ist sie 58. Die sechsfache Mutter hatte ihren Job verloren und suchte nach einem Weg, ihre Kinder zu ernähren.
Nun marschiert sie in Richtung Regierungsbezirk und will auf ihrem Weg überall da Station machen, wo sie ihren Körper verkauft hat – zuletzt in Paris. Dort will sie am 12. Oktober vor dem Senat dafür demonstrieren, dass Freier bestraft werden. Die gesetzliche Regelung ist bereits vom Parlament beschlossen. Nur der Senat muss noch zustimmen, das aber lässt auf sich warten. Hicher will nun Druck machen, damit das Gesetz tatsächlich umgesetzt wird.
Doch die Französin dachte nicht immer so. Noch 2009 setzte sie sich in ihrem Buch „Eine Prostituierte legt Zeugnis ab“ für die vollständige Freigabe der Prostitution ein. Einige Jahre zuvor war in Frankreich das Anwerben von Freiern durch Prostituierte unter Strafe gestellt worden, zum Unmut Hichers. Sie habe damals gehofft, dass sich die Lage der Prostituierten durch eine Freigabe verbessern würde, sagt sie heute. Doch das Gegenteil sei der Fall, wie sie nun wisse.
Auch in Deutschland diskutieren Politiker und gesellschaftliche Gruppen seit einigen Monaten über eine gesetzliche Neuregelung. Seit 2002 ist Prostitution komplett legal, Deutschland hat eines der weltweit liberalsten Prostitutionsgesetze. Nach Einschätzung vieler Experten hat dies zu einer Zunahme des Menschenhandels geführt. Die Nachfrage sei gestiegen und der Markt habe sich vergrößert, stellen unter anderem Dr. Seo-Young Cho von der Universität Göttingen und Dr. Axel Dreher von der Universität Heidelberg fest.