Update

Ukrainisches Parlament verbietet Russisch-Orthodoxe Kirche

Ukrainische Parlamentarier haben ein Verbot der Russisch-Orthodoxen Kirche auf den Weg gebracht. Bis zu einem kompletten Verbot fehlt jedoch noch ein Schritt.
Von Martin Schlorke
Parlament Ukraine

265 Abgeordnete des ukrainischen Parlaments haben am Dienstag in zweiter Lesung für ein Verbot der Russisch-Orthodoxen Kirche, beziehungsweise deren ukrainischen Ableger, der Ukrainischen-Orthodoxen Kirche (UOK), gestimmt. 57 Abgeordnete enthielten sich oder stimmten dagegen. Damit wird der Kirche zunächst die Betätigung auf ukrainischem Staatsgebiet untersagt. Bis es allerdings rechtskräftig zu einem Verbot kommt, muss dieses noch von Gerichten bestätigt werden.

Das nun verabschiedete Gesetz Nr. 8371 sieht ein Verbot religiöser Organisationen vor, die „mit dem Aggressorland (Russland, d. Red.) verbunden sind“. Bis es zur Abstimmung am Dienstag kam, wurden mehr als 1.300 Änderungsanträge eingereicht, heißt es auf der Website des ukrainischen Parlaments.

Religion in der Ukraine

  • Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (Kiewer Patriarchat) 45,7 %
  • Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (Moskauer Patriarchat, Teil der Russisch-Orthodoxen Kirche) 13,3 %
  • Ukrainische griechisch-katholische Kirche 5,9 %
  • Protestantische Gemeinschaften und Kirchen 1,0 %

Der Ukrainisch-Orthodoxe Kirche gehören rund 10.000 Kirchengemeinden und die meisten Klöster des Landes an.

Planmäßig soll das Gesetz in 30 Tagen in Kraft treten. Betroffene Gemeinden haben jedoch noch neun Monate Zeit, sich von der Russisch-Orthodoxen Kirche zu lösen, erklärte Abgeordnete Yaroslav Zhelezniak auf seinem Telegram-Kanal.

Die Ostkirchenexpertin Regina Elsner übt derweil Kritik am Gesetz: „Dieses Gesetz öffnet die Tür für schwere Verletzungen der Religionsfreiheit und eine neue Spaltung in der Ukraine“, sagte sie der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). 

Kritik aus Moskau

Die Regierung in Kiew kritisiert schon seit Kriegsbeginn die Haltung der Russisch-Orthodoxen Kirche, da sie, insbesondere deren Patriarch Kyrill, den russischen Angriffskrieg unterstützt. Deren ukrainischer Ableger rechtfertige die Verbrechen Russlands, heißt es.

Wenig überraschend kommt aus Moskau Kritik am Gesetz. Eine Sprecherin des Außenministeriums erklärte, dass die Ukraine so die „wahre Orthodoxie“ vernichten wolle.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen