„Account gesperrt“ lasen die Nutzer, die von Freitagvormittag an den Account @hamed_samad des bekannten deutschen Islamkritikers aufrufen wollten. Am Nachmittag war die Twitter-Seite dann wieder freigeschaltet. Bislang gab es keine offizielle Stellungnahme von Twitter zu den Gründen.
Der Politikwissenschaftler und Publizist wuchs in Ägypten auf, 1995 kam er im Alter von 23 Jahren nach Deutschland. Er war 2010 Teilnehmer der 2. Deutschen Islamkonferenz und sitzt im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung. Er ist bekannt dafür, den radikalen Islam mit Faschismus zu vergleichen und eine Reform innerhalb der Religion zu fordern.
Abdel Samad schrieb am Mittwoch auf Facebook: „Wenn innerhalb eines Jahres hunderte christliche Terroristen in über 50 Staaten Terroranschläge verübt und sich dabei auf die Bibel berufen hätten, würden die meisten Medien ohne mit dem Wimper zu zucken vom christlichen Terrorismus sprechen, und das zu Recht.“ Weiter heißt es: „Sind die Terroristen aber Muslime, die sich auf den Koran berufen, dann will man keinen Zusammenhang mit dem Islam sehen.“
Nicht alle Muslime setzten alles was im Koran steht um, schreibt er weiter. Friedliche Menschen pickten sich die friedlichen Passagen heraus, gewaltbereite beriefen sich auf die Gewaltpassagen. Der Koran verlange verschiedene Dinge von einem gläubigen Muslim, doch nicht jeder Muslim befolge diese Gebote. So verlange der Koran das fünfmalige Gebet am Tag oder das Verrichten von Arbeit ebenso wie die Straße zu säubern. „Tun alle Muslime das?“ Bei Gewalt hingegen werde oft der Koran zur Legitimierung herangezogen.
„Der Terror hat viele Ursachen, die zusammenkommen müssen, damit einer Terrorist werden kann. Die soziale Situation, die weltpolitische Lage, die Persönlichkeitsstrukturen spielen dabei eine wichtige Rolle“, schrieb Abdel Samad. „Aber auch die Religion und was sie über den Dschihad und die Ungläubigen sagt und was sie dem Märtyrer nach dem Tod verspricht, sind zentrale Ursachen.“
Abdel Samad teilte am Freitag auf Facebook mit: „Mein Account auf Twitter wurde ohne Angaben von Gründen gesperrt! Willkommen in der schleichenden Diktatur!“ Später fügte er die Information hinzu, dass er zuvor Bilder und Posts eines algerischen Islamisten veröffentlicht hatte, „der in seiner Heimat für Gewalt gegen religiöse Minderheiten im Gefängnis war und nun in Deutschland Asyl beantragt“. Er habe gegen Abdel Samad gehetzt und Facebook und Twitter dazu aufgerufen, die Seiten des Journalisten zu sperren.
Der Hamburger Anwalt Joachim Nikolaus Steinhöfel, der Abdel Samad vertritt, hatte von Twitter eine Wiederherstellung des Accounts bis Samstagabend verlangt. Noch am Freitagnachmittag war der Twitter-Account Abdel Samads wieder verfügbar. Allerdings waren alle seine Follower verschwunden. (pro)
Von: Jörn Schumacher