Twitch ist zur wichtigsten Live-Streaming-Plattform des Internet geworden, vor allem unter Jugendlichen. Ein Nutzer mit dem Namen DrWitnesser (zu Deutsch etwa: Dr. Zeuge) hat sich mit einem muslimischen Jungen über den christlichen Glauben unterhalten – und wurde zur Strafe für eine Woche gesperrt.
Das Internet-Portal Twitch streamt Video-Inhalte live zu den Nutzern. Gestartet 2011 war es zunächst ausschließlich für das Übertragen von Video-Spielen live ins Internet gedacht. Im Jahr 2014 kaufte das Unternehmen Amazon den Dienst für eine Milliarde Dollar auf. Inzwischen bestehen die Hauptinhalte zwar immer noch hauptsächlich aus der Übertragung von Spielen von Mitgliedern, das Unternehmen selbst überträgt allerdings inzwischen auch professionell produzierte Streams großer E-Sports-Veranstalter. Manche Streamer haben mehrere hundert Millionen Follower.
Seit einigen Jahren erlaubt Twitch auch das normale Video-Streaming über Geschehnisse aus dem eigenen Leben oder Diskussionen. Nach jüngsten Studien haben Streaming-Dienste wie Twitch besonders in der Corona-Zeit einen Zuwachs von 45 Prozent in den Monaten März und April erfahren. Über das ganze Jahr betrachtet geht die Industrie von einem Wachstum von 99 Prozent aus. Twitch ist die größte Live-Streaming-Plattform unserer Zeit. Statistisch sehen Jugendliche (vor allem in den USA, aber auch sehr viel aus Deutschland) den Content 1,6 Milliarden Stunden im Monat. Dem Plattformbetreiber zufolge befinden sich durchschnittlich 1,3 Millionen Zuschauer gleichzeitig auf dem Portal.
Der Streamer DrWitnesser hatte vor kurzem während eines Spiels mit einem muslimischen Spieler im Spiel Fortnite über Religion gesprochen. Der Nutzer, der über 53.000 Follower auf Twitch hat, fragte den Jungen unter anderem, ob man denn leugnen könne, dass „Hunderte von Prophezeiungen über Jesus sich erfüllt“ hätten. Der Junge antwortet, in der muslimischen Welt würde man so etwas nicht sagen. DrWitnesser sagt: „Man spricht nicht darüber, weil man es nicht glauben mag.“ Später fügt er hinzu: „Wenn du heute sterben würdest, würdest du in die Hölle kommen.“
Eine Twitter-Nutzerin stellte eine kurze Sequenz des Gesprächs auf Video auf und teilte es mit ihren Followern. Die Nutzerin HELSEY HARWOOD beschwert sich darüber, dass jemand zu einem muslimischen Kind über den christlichen Glauben predigt.
Twitch sperrte den Streamer DrWitnesser daraufhin am 13. Juli für 7 Tage. Zur Begründung teilte Twitch mit, er habe auf dem Portal „wiederholt andere User belästigt“. Der User mit dem Namen DrWitnesser hat es sich zum Ziel gesetzt, unter den Spielern des Online-Shooters Fortnite von Jesus zu erzählen. Zu seinem User-Namen hat er das Motto geschrieben: „Das Evangelium den Gamern bringen“. Den Kanal gibt es erst seit dem 30. März. Ihm schauen im Durchschnitt ihm 528 Leute zu. Mittlerweile hat 53.643 Follower auf Twitch.
Der gläubige Twitch-User ist ebenfalls bei Twitter vertreten. In seinen persönlichen Angaben schreibt er: „Ich erzähle den Leuten in Fortnite von Jesus. Sonntag wie Freitag, immer ab 9 Uhr morgens.“ Er ist zudem bei TikTok vertreten, hat einen eigenen YouTube-Kanal und eine eigene Website mit seinem Namen. Dort hat er über 9.000 Abonnenten.
Er berichtet etwa an einem ganz normalen Tag: „Heute wieder einen tollen Stream gehabt. Es gab viel Hass, wie immer, aber die Welt hat Gott schon immer gehasst. Wir werden niemals aufhören, das Evangelium von der Liebe Gottes zu predigen und dass Jesus für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist. Kehrt um und traut auf ihn.“
Er erzählte, was ihm passiert war, auf den anderen Plattformen. Ein britisches eSport-Magazin wurde auf den Fall aufmerksam. Zur Beschwerde der Twitter-Nutzerin HELSEY HARWOOD schrieb DrWitnesser: „So viel zum Thema Gleichstellung und Toleranz. Beim Evangelium geht es um Liebe, nicht um Hass. Diese Person hasst es, dass ich die Gute Nachricht in Fortnite verbreite und versucht zu erreichen, dass ich gesperrt werde.“ Und er wundert sich, dass es jemand bedenklich findet, wenn man einem Kind von Jesus erzählt.
Im vielfach preisgekrönten Computerspiel Fortnite werden in einem beliebten Modus bis zu 100 Spieler als Fallschirmspringer über einer Insel abgeworfen. Nach einer bestimmten Zeit kann nur einer am Ende übrig bleiben. In einem anderen Modus ist für den Spieler mehr Zeit und er muss sich gegen Zombies verteidigen. In Deutschland erhielt das Spiel eine Altersfreigabe durch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) ab 12 Jahren.
Von: Jörn Schumacher