Der katholische Theologe Wolfgang Beck textete im aktuellen "Wort zum Sonntag": "Egal, ob Piusbrüder, ob evangelikale Gruppierungen oder muslimische Salafisten, denen wir in diesen Wochen in den Fußgängerzonen begegnen können: Sie alle haben mehr gemeinsam, als ihnen wahrscheinlich lieb ist: Vor allem dieses Bemühen um größtmögliche Eindeutigkeit. Alle Kraft wird da hinein gesetzt, dass das Leben völlig übereinstimmt mit dem, was gepredigt wird. Das beeindruckt mich manchmal, und daneben sehe ich mit meinen Kompromissen meist recht schwach aus." Weiter erklärt er, Fundamentalisten ließen in der Regel keine Fragen zu, "rechnen nicht damit, dass sie sich von den anderen noch etwas sagen lassen können, lassen sich nicht irritieren".
Allianz: Urteil ist "diffamierend"
Darauf hat der Vorsitzende der "Deutschen Evangelischen Allianz", Michael Diener, unterdessen mit einem Schreiben an Beck reagiert, das pro vorliegt. Darin fordert er eine öffentliche Richtigstellung. Diener weist sowohl die Gleichsetzung von evangelikalen Gruppierungen mit Piusbrüdern und muslimischen Salafiten, als auch die "intendierte Gleichsetzung" Evangelikaler mit Fundamentalisten "auf das Entschiedenste zurück". Er nennt den Vergleich "inhaltlich nicht gerechtfertigt", "stillos" und "demagogisch", weil sie in der Gesellschaft vorherrschende Ängste vor islamischem Extremismus ungebrochen auf Christen übertrage. Becks Urteil sei "diffamierend".
Die "Deutsche Evangelische Allianz" (DEA) teilte am Montag mit, sie habe beim NDR eine Programmbeschwerde eingereicht. Beck tue so, als ob es "eine objektiv nicht vorhandene Gemeinsamkeit" zwischen den genannten Gruppierungen geben würde, erklärte der Generalsekretär der DEA, Hartmut Steeb, in einem Schreiben an den Intendanten des NDR, Lutz Marmor. Der Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP, Wolfgang Baake, schrieb ebenfalls in einer Programmbeschwerde an den NDR: "Von Dr. Beck darf man als promoviertem katholischen Theologen, der auch am Priesterseminar Hildesheim doziert, erwarten, dass er zwischen Evangelikalen und Salafisten sowie Pius-Brüdern zu unterscheiden vermag." Mit seinem "Wort zum Sonntag" greife er die religiösen Überzeugungen evangelikaler Christen "aufs Gröbste" an.
Wolfgang Beck wurde 1974 in Hildesheim geboren und 2002 zum Priester geweiht. Seit 2005 ist er Seelsorger in der Hochschulgemeinde in Hannover sowie seit 2008 zusätzlich Pfarrer in St. Godehard in Hannover-Linden. Der promovierte Theologe ist zudem Dozent für Predigtlehre am Priesterseminar Hildesheim. Seit 2011 spricht er das "Wort zum Sonntag". (pro)