Der einflussreiche evangelikale Pastor, Autor, Fernsehmoderator und Gründer mehrerer christlicher Organisationen in den USA, Pat Robertson, starb am 8. Juni 2023 im Alter von 93 Jahren in Virginia Beach.
Der Pastor der Southern Baptists war einer der bekanntesten Fernseh-Evangelisten der USA und politischer Kommentator, der eine streng konservative Theologie und Politik vertrat. Bekannt wurde er durch seine Sendung „The 700 Club“ auf seinem eigenen Fernsehkanal „Christian Broadcasting Network“ (CBN) und für seinen Einsatz für die Republikaner.
Weltweit ist er als Vertreter der amerikanischen evangelikalen Theologie bekannt. Robertson war wortstarker Gegner der Bewegung für mehr Rechte für Homosexuelle, des Feminismus und des Kampfes für das Recht auf Abtreibung. Der Pastor trat 1988 selbst bei einer Präsidentschaftswahl für die Republikaner an, die damals jedoch George H. W. Bush gewann.
Robertson ist der Sohn des Senators A. Willis Robertson (1887–1971), der allerdings der Demokratischen Partei angehörte. Geboren wurde er am 22. März 1930 in Lexington im US-Bundesstaat Virginia. Er studierte an der Washington and Lee University Geschichte, wo er mit der Auszeichnung „magna cum laude“ abschloss.
Robertson löste Kontroversen aus
Von 1948 diente er in der Marine, wodurch er unter anderem im Koreakrieg (1950 bis 1953) kämpfte. Danach studierte er Jura an der Universität Yale. In jener Zeit erlebte eine religiöse Erweckung und studierte von da an am Biblical Seminary in New York. Er bezeichnete sich als wiedergeborener Christ und wurde 1961 Pastor der christlichen Gemeinde der Southern Baptist Convention. 1954 heiratete er Adelia „Dede“ Elmer, Model und Schönheitskönigin. Sie starb 2022. Das Paar hinterlässt vier Kinder.
Robertson gründete 1960 den Fernsehsender CBN, dessen Leiter er viele Jahre war. Ausgestrahlt werden die Sendungen mittlerweile in über 70 Sprachen weltweit, auch auf Deutsch. Am bekanntesten ist die Sendung „The 700 Club“, die jeden Werktag ausgestrahlt wird und in der bereits zahlreiche Prominente auftraten. Das 60-minütige Programm ist eine Mischung aus Predigten, Interviews und Musik-Auftritten. Häufig ist Israel Thema der Sendung, wobei das Land stets starke Unterstützung erfährt.
Der Pastor rief mit seinen Äußerungen vor allem in dieser Sendung häufig starke Kontroversen hervor. Robertson glaubte an die spontane Heilung von Krankheit durch Gebet. Er behauptete, manche protestantischen Gemeinden dienten dem Antichristen, manche Hurrikans seien nur durch Gebet zurückgewichen, Hinduismus und der Islam seien „dämonisch“.
Im „700 Club“ rief er zur Ermordung des venezolanisch Präsidenten Hugo Chávez auf. Zwei Wochen nachdem der Wirbelsturm Katrina fast 2.000 Menschen getötet hatte, sagte Robertson in seiner Sendung, der Sturm sei eine gerechte Strafe Gottes für Amerikas Abtreibungspolitik gewesen.
Ebenso sei das Erdbeben auf Haiti im Jahr 2010 Gottes Bestrafung für die Gründerväter gewesen, die damals „einen Pakt mit dem Teufel“ eingegangen seien. Robertson beendete seine Mitwirkung in der Sendung erst 2021 im Alter von 91 Jahren.
Gründer zahlreicher Organisationen
Der Geistliche gründete 1977 die private evangelikale Ausbildungsstätte „Regent University“ in Virginia Beach im US-Bundesstaat Virginia. Die Universität bietet Lehrgänge in über 70 Fächern an. Ziel ist es nach eigener Aussage, die Studenten zu führenden Persönlichkeiten auszubilden, die die Welt verändern. Heute gehört die Universität mit über 11.000 zu den renommiertesten Hochschulen des Landes.
Robertson gründete viele weitere christliche Organisationen, darunter 1978 die Hilfsorganisation „Operation Blessing International Relief and Development Corporation“, die heute in über 90 Ländern medizinische Hilfe und Nahrung verteilt.
Auch die Gründung des familienfreundlichen Fernsehsenders „ABC Family Worldwide“ geht auf die Initiative von Robertson zurück, ebenso die des „American Center for Law & Justice“, eine Institution, die die Freiheit der Religionsausübung in Amerika und in anderen Ländern der Erde schützen will. Die „Christian Coalition of America“ schuf Robertson 1987, eine politische Interessenvertretung christlicher Prägung.
Die Schätzungen über das Vermögen des Pastors schwanken zwischen 200 Millionen und einer Milliarde Dollar. Robertson widersprach diesen Annahmen stets und behauptete, sein Vermögen sei viel kleiner.
Im Jahr 1999 veröffentlichten Journalisten einen Bericht, nach dem Robertson Geschäftsbeziehungen zum liberianischen Warlord und Präsidenten Charles Taylor hatte. Die beiden hätten einen Vertrag in über die Schürfrechte von Gold geschlossen, der Millionen Dollar teuer gewesen sei.
Robertson dementierte diese Behauptung. Bei den Verhandlungen vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag sagte Taylor indes aus, Robertson sei sein wichtigster Handelspartner in den USA.
Robertson starb am 8. Juni 2023 im Alter von 93 Jahren. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump bedauerte, mit Robertson habe die Welt eine „unglaublich starke Stimme des Glaubens und der Freiheit“ verloren.
„Robertson zeigte uns, dass der Glaube an Gott Ergebnisse zeigt, welche die Geschichte verändern können.“ Robertson selbst hatte Trump 2020 einmal kritisiert und gesagt, er lebe „in einer anderen Realität“. Der Pastor riet dem Republikaner, 2024 nicht noch einmal als Kandidat aufzutreten.