Ein Jahr lang haben über 10.000 User auf dem Blog des Bayerischen Rundfunks über die Frage „Woran glauben die Menschen heute?“ diskutiert. Vier Arten zu glauben wurden herausgefiltert. Der BR zeigt am Samstag die Dokumentation dazu.
Von PRO
Foto: BR
Die „Religiöse“ Maria (r.) besucht ein Hospiz. Sie sagt: „Wenn es nach dem Tod nichts gäbe, keinen Glaube, keinen Gott, keine Auferstehung, dann wäre so ein Menschenleben wie ein Windstoß – vorbei, Nächster.“
Woran glauben die Menschen heutzutage? Ein Jahr wurde diese Frage im Internet auf dem BR-Blog www.woranglauben.de diskutiert. Über 10.000 User haben mitgemacht, Hunderte ihr Glaubensbekenntnis geschickt. Aus den zahlreichen Kommentaren haben die BR-Autorinnen Christiane Miethge und Eva Achinger vier große Glaubenslinien herausgefiltert, mit Unterstützung des „Cred-O-Mat“, einem wissenschaftlichen Test für Glaubensfragen.
Jeweils einen Vertreter eines Glaubenstypen, wie etwa der „Religiöse“ oder der „Wissenschaftsgläubige“, haben sie mit der Kamera für ihre Dokumentation begleitet. Der BR zeigt sie am Samstag, den 1. November, um 19.00 Uhr.
„Glaube ist ein sinnstiftendes Vertrauen in eine Überzeugung“
Da Glaube heute sehr individuell ist, versuchten die Autorinnen diese vielen Glaubensformen zu bündeln. Eine wissenschaftliche Analyse der Kommentare sollte dabei helfen. Tatjana Schnell von der Universität Innsbruck entwickelte den „Cred-O-Mat“. Er half, Kategorien zu bilden und gibt den Usern gleichzeitig Rückmeldung, woran sie bewusst oder unbewusst glauben: Liebe, Freiheit, Natur, Gott. Die Definition, die dahinter steckte: „Glaube muss nichts mit Religion zu tun haben, er ist ein sinnstiftendes Vertrauen in eine Überzeugung“.
Die vier Glaubensrichtungen, die nun im Film vorkommen, unterscheiden sich stark. Es gibt etwa die „Religiöse“: Maria studiert Theologie, glaubt an einen christlichen Gott. Sie besucht für die Doku ein Hospiz und sagt: „Gerade dieses Sich-Getragen-Wissen, dass nach dem Tod noch etwas kommt, gibt dem Ganzen eine andere Atmosphäre, als wenn ich das Gefühl hätte, mit dem Tod, mit dem Leid ist alles zu Ende“. Mit der Kirche kann Maria wenig anfangen. Ihr fehlt der Bezug zu ihrem normalen Leben. Dies war ein prominentes Thema auf dem Blog.
„Ich will nicht weg hier“
Für die „Spirituelle Atheistin“ Julia geht Glauben ohne Gott. Sie möchte „Eins sein, mit dem, wo sie sich befindet“. Früher war sie Nonne. Sie glaubt nicht an ein Leben nach dem Tod und sagt: „Wenn man nicht an Gott glaubt, ist es extrem endgültig, dann ist es noch mehr so: Ich will nicht weg hier, weil es so schön ist.“
Christian ist der „Wissenschaftsgläubige“. Für ihn ist Glaube ein Krückstock des Geistes. Er möchte die Welt rational erfassen und ist deshalb auf der Suche nach mehr Wissen. Die Frage, woher der Mensch kommt, „kann die Wissenschaft momentan nicht befriedigend erklären“, sagt er.
Franziska, die „Spirituelle“, hat früh ihre Mutter verloren. Vor zwei Jahren starb auch der Bruder. Und doch meint sie, deren Anwesenheit zu spüren. Sie glaubt an Seelen, Kräfte und an eine höhere Wahrheit, die man nicht in Büchern, wohl aber in sich selbst finden könne.
Die Sendung erzählt von den Glaubenseinstellungen der einzelnen Personen anhand ihrer Geschichte, was ansprechend umgesetzt wurde. Dabei geht es vor allem um die Fragen, was nach dem Tod passiert und woher der Mensch kommt. Die Dokumentation wird allein durch die Aussagen der vier Personen getragen. Leider fehlen dadurch teils konkrete Erklärungen und Einordnungen, und so bleibt der Film nur an der Oberfläche dieses komplexen Themas. Er gibt aber einen Einblick in die unterschiedlichen Glaubensverständnisse.
Ein Buch als Ergänzung
Während der Aufarbeitung der zahlreichen Geschichten der Leser wurde den Autorinnen klar, dass es zu viele für einen einzigen Film sind. Im Buch zum Projekt, das unter dem Titel „Mit ohne Gott? Sieben Einsichten, woran man alles glauben kann“ im Gütersloher Verlagshaus erschienen ist, finden all jene Einsichten Platz, die im Film nicht vorkommen. Eingeordnet werden sie durch die persönlichen Gedanken und Überlegungen der beiden Autorinnen, die sich am Schluss des Projektes einig sind: Die Menschen glauben nach wie vor, nur die Institution Kirche muss sich Sorgen machen. (pro)
„Woran Glauben?“, Samstag, 1. November, 19.00 Uhr im Bayerischen Rundfunk
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