Laut „Spiegel Online“ hat die türkische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Verleger des britischen Autors Richard Dawkins aufgenommen. Das Buch „Der Gotteswahn“ des Evolutionsbiologen könne religiöse Werte verletzen. Dem Verleger droht eine Haftstrafe, sollte es zur Anklage kommen.
„Beleidigung religiöser Werte“
Dawkins‘ türkischer Verleger, Erol Karaaslan, erklärte vergangene Woche, er solle von einem Staatsanwalt in Istanbul zu dem Buch „Der Gotteswahn“ befragt werden. Die Zeitung „Milliyet“ berichte, im Falle einer Verurteilung wegen Beleidigung religiöser Werte drohe dem Verleger eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr.
Karaaslan erklärte laut Medienberichten, dass die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen aufgenommen habe, nachdem ein Leser einen Auszug des Buches als Angriff auf „geheiligte Werte“ bezeichnet habe. Das Buch „Der Gotteswahn“ sei seit seinem Erscheinen im Juni in der Türkei rund 6.000 Mal verkauft worden. Insgesamt wurde es in rund 30 Sprachen übersetzt.
Türkei: Umstrittener Paragraph 301
In der Türkei, die offiziell ein säkularer Staat ist, kommt es immer wieder zu gerichtlichen Auseinandersetzungen in Fragen des islamischen Glaubens. Grundlage für ein derartiges gerichtliches Vorgehen bietet insbesondere der Paragraph 301 im Strafgesetzbuch der Türkei, der eine „Beleidigung des Türkentums“ unter Strafe stellt. Der Paragraph trat erst am 1. Juni 2005 in Kraft. Kritiker eines Beitritts der Türkei zur Europäischen Union (EU) fordern eine Abschaffung des umstrittenen Paragraphen.