In der Zeit-Beilage Christ und Welt spricht der Historiker Paul Nolte in einem Internview über das Verhältnis der Christlich Demokratischen Union (CDU) zum Christlichen, die Unsicherheiten konservativer Menschen mit homosexuellen Partnerschaften und über die christliche Leitkultur.
Von PRO
Foto: Fotomontage pro
Das „C“ verliert nach Auffassung des Historikers Paul Nolte bei der CDU immer mehr an Bedeutung
Der Geschichtsprofessor an der Freien Universtität Berlin, Paul Nolte, sieht für einen Großteil der CDU-Wähler keine christliche Rückbindung. Anders sieht es seiner Meinung nach in der Parteispitze aus. „Dem derzeitigen Führungspersonal ist das Christliche aber noch wichtig“, sagt Nolte. Das Christliche habe mehr mit Tradition als mit Politik zu tun. Deshalb habe man das „C auf geschickte Weise in den Hintergrung treten lassen“. Nolte zieht einen Vergleich mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Der Sozialsmus habe sich dort lediglich im Namen gehalten. Die Debatte um die christliche Leitkultur vor einigen Jahren war nach Auffassung Noltes ein „Nachhutgefecht“. Deutschland sei eine multireligiöse Gesellschaft. „Christliche Leitkultur – das ist vorbei“, sagt der Historiker. Die „CDU wäre schlecht beraten, von sich aus mit christlichen Appellen auf die großen Plakatflächen zu gehen“, sagt er. Die Alternative für Deutschland (AfD) hält der Historiker nicht für eine „dezidiert christliche“ Partei. Seiner Meinung nach kämpft die heterogne AfD um enttäuschte CDU-Wähler.
Der Professor erklärt, warum im christlich-konservativen Milieu die Gleichstellung Homosexueller auf Wiederstand trifft: „Es rührt an das Gefühl, dass eine der letzten Selbstverständlichkeiten des Menschenbildes nun aufgegeben wird.“ Das Gefühl, zum Thema Homosexualität die Meinung nicht äußern zu dürfen, bewertet der Geschichtswissenschaftler als „ein Zeichen ihrer tiefen Verunsicherung“. Diese Unsicherheit sei kein Menschenhass, den „man nicht gleich Homophobie“ nennen müsse. Von den „Liberalisierern und Modernisierern“ wünscht sich Nolte mehr Toleranz und Geduld.
Generalsekretär Tauber: „C“ hat BestandZum dem Artikel hat sich am Donnerstag der Generalsekretär der CDU, Peter Tauber, in seinem Blog „Schwarzer Peter“ geäußert. Er sieht im „C“ auch im Hinblick auf gesellschaftliche Veränderungen noch ein entscheidendes Bindeglied. „Das C ist kein dogmatisches Abgrenzungsinstrument“, schreibt Tauber auf der Internetseite. Aus dem C könne man kein konkretes politisches Programm ableiten und es sei „weniger Landkarte als Kompass.“ Und weiter: „Die CDU würde sich einen Bärendienst erweisen, wenn sie diesen Kompass über Bord werfen würde!“ Die CDU sei in der multireligiösen Gesellschaft für viele eine politische Heimat, unabhängig von Religion, Geschlecht oder sexueller Identität. Wer im C eine Ausgrenzung sehe, habe die Botschaft des Tischlers aus Nazareth nicht verstanden. (pro)
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