Trumps jüngste Entscheidungen: Herausforderungen für Christen und Hilfsorganisationen

US-Präsident Donald Trumps jüngste Entscheidungen sorgen für Unruhe bei amerikanischen Christen und Hilfsorganisationen. Die Ernennung einer umstrittenen Predigerin sowie der Stopp humanitärer Programme stoßen auf Kritik und werfen Fragen auf.
Von PRO

Einige Entscheidungen von US-Präsident Donald Trump fordern Christen in Amerika bereits nach wenigen Wochen seiner Amtszeit heraus. So hatte er etwa am Freitag bekannt gegeben, dass er im Weißen Haus ein Büro für Glaubensangelegenheiten errichten wolle. Zur Chefin ernannte er die Fernsehpredigerin Paula White-Cain, die bereits vorher als spirituelle Beraterin Trumps galt. Doch selbst konservative Evangelikale in Amerika sehen die Personalentscheidung kritisch. White-Cain vertritt eine Wohlstandstheologie, der zufolge Gott die wahren Gläubigen mit materiellem Reichtum und persönlichem Erfolg belohnt.

„Paula White ist eine bekannte Ketzerin und bekannte falsche Lehrerin, die keinerlei Achtung vor dem Evangelium Jesu Christi hat“, schrieb der christliche Podcast-Moderator John Mason auf „X“ (ehemals Twitter).

„Auch wenn Präsident Trump Gesetze durchsetzt, die mit unseren Werten übereinstimmen, heißt das nicht, dass er auch nur die geringste Ahnung hat, was biblisches Christentum ist oder warum es wichtig ist.“ Scott Ross, ein in Texas ansässiger Führungscoach und selbsternannter „orthodoxer Christ“, schrieb: „Paula White, Leiterin von Trumps Glaubensbüro im Weißen Haus, ist keine christliche Führungspersönlichkeit. Sie predigt die Irrlehren des Wortes des Glaubens und des Wohlstandsevangeliums, die beide dem wahren Christentum völlig entgegengesetzt sind. Schlimmer noch, sie hat ein Leben voller Skandale geführt, mit mehreren Ehemännern, und das Evangelium aus Profitgier verdreht.“ Die zweimal geschiedene White-Cain ist derzeit mit dem Gitarristen Jonathan Cain verheiratet.

Der konservative Kommentator Jon Root, der normalerweise Beiträge zur Unterstützung Trumps veröffentlicht, schrieb: „Dies ist die schlimmste Entscheidung, die Präsident Trump seit seinem Amtsantritt getroffen hat … Paula White ist eine Ketzerin, die das Wohlstandsevangelium verbreitet. Außerdem sollten Frauen der Bibel zufolge keine Pastoren sein.“

Trump schließt Hilfsorganisation

Noch im Jahr 2001 hatte der damalige US-Präsident George W. Bush in seinem ersten Monat im Amt ein Büro eingerichtet, das religiösen Gruppen dabei hilft, mit der Regierung zusammenzuarbeiten, um Hungernde zu speisen und Obdachlose unterzubringen. Bush bezeichnete diese Maßnahmen des Mitgefühls als „das Beste, was Amerika zu bieten hat“. Trump nannte die Arbeit vor kurzem „Unterstützung von Migranten“. Die Organisation „World Relief“, das größte evangelikale Flüchtlingsansiedlungsprogramm des Landes, teilte seinen Mitgliedern am Mittwoch in einer E-Mail mit, dass es mit „einer dringenden Finanzierungslücke von acht Millionen Dollar“ konfrontiert sei. Die Gruppe sagte, der Finanzierungsausfall würde sich unmittelbar auf 4.000 Flüchtlinge auswirken, mit denen sie arbeitet.

Im Januar kritisierte Vizepräsident JD Vance die Bemühungen der katholischen Kirche in den USA, Einwanderern und Flüchtlingen zu helfen. Er unterstellte der Kirche, sie sei finanziell motiviert und behauptete, ohne Beweise anzugeben, sie arbeite mit Millionen „illegaler Einwanderer“. Laut einer jährlichen Finanzprüfung geben katholische Gruppen mehr Geld für die Hilfe für Einwanderer aus, als sie von der Bundesregierung erhalten.

Wie die „Washington Post“ berichtet, hatte der Milliardär Elon Musk mehrere lutherische Organisationen, die in den USA Obdachlose medizinisch versorgen, Lebensmittelausgaben betreiben und Migranten und Flüchtlingen helfen, als „illegal“ bezeichnet. „Das DOGE-Team stellt diese illegalen Zahlungen schnell ein“, sagte Musk und bezog sich dabei auf sein Büro namens DOGE, auch bekannt als „Department of Government Efficiency“. Lutherische Führer wehrten sich inzwischen gegen die Social-Media-Posts von Musk und wiesen darauf hin, dass die staatlichen Mittel, die sie erhalten, an verschiedene Programme für Bedürftige fließen, darunter Gesundheitszentren für Obdachlose und Pflegefamilien. Nach Angaben des US-Gesundheitsministeriums sind sieben der zehn größten gemeinnützigen Organisationen, die 2024 mit der Regierung Verträge zur Ansiedlung von Flüchtlingen abgeschlossen haben, religiös.

Die US-Entwicklungsbehörde USAID wurde in kürzester Zeit handlungsunfähig gemacht, fast alle Mitarbeiter müssen gehen. Am vorherigen Wochenende schrieb Elon Musk auf seiner Plattform X: „Wir haben das Wochenende damit verbracht, USAID durch den Häcksler zu jagen.“ Nur einen Tag vorher hatte er USAID als „kriminelle Organisation“ bezeichnet. Es sei „Zeit für sie, zu sterben“.

Tearfund-Vorstand: „Verunsicherung ist riesig“

Wegen der Aussetzung sämtlicher Entwicklungshilfemaßnahmen von USAID für 90 Tage per Dekret von US-Präsident Trump steht auch die christlich-humanitäre Hilfsorganisation Tearfund vor großen Herausforderungen, vor allem im Südsudan und in der Demokratischen Republik Kongo. Mehrjährige Projekte, die bereits seit einem Jahr liefen und mehrere Millionen Dollar kosteten, müssten gestoppt werden – trotz bestehender Verträge.

„Da die meisten Mitarbeiter von USAID beurlaubt sind, gibt es quasi keine Ansprechpartner in der Behörde, die Kommunikation liegt brach und die Länderteams wissen nicht, ob und wie es weitergeht“, erklärte der Vorstand von Tearfund Deutschland, Uwe Heimowski, auf PRO-Anfrage, und weiter: „Die Verunsicherung ist riesig.“

Hintergrund ist, dass Gelder der US-Entwicklungsbehörde USAID, die oft für die Ko-Finanzierung genutzt würden, aktuell nicht verfügbar sind. Dadurch seien auch Projekte anderer Geldgeber in Gefahr, da es kaum möglich sei, den fehlenden Eigenanteil über Spenden oder Rücklagen zu finanzieren. Es bestehe zudem die Sorge, dass auch Projekte von Tearfund Deutschland betroffen sein könnten, jedoch sei das noch ungewiss, erklärte Heimowski.

Falls Fachkräfte entlassen werden müssten, werde es schwierig, diese in Krisenregionen schnell wieder zu ersetzen. Auch politisch könnten die Folgen dramatisch sein, befürchtet der Tearfund-Vorstand: „Politisch kann der Wegfall von humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit verheerende Auswirkungen haben, etwa in der Demokratischen Republik Kongo werden noch mehr Menschen hungern und Opfer der Unruhen werden, auch könnten sich vermehrt Menschen den Rebellen anschießen, weil sie jede Hoffnung verlieren.“

IJM: Ereignisse als Warnsignal sehen

Auf Anfrage teilte der deutsche Zweig der christlichen Menschenrechtsorganisation International Justice Mission (IJM) mit, dass IJM-Projekte in Südosteuropa und Südostasien vom Aussetzen der US-Entwicklungshilfe betroffen seien. Konkret handle es sich um Gelder des U.S. Department of State’s Office to Monitor and Combat Trafficking in Persons (TIP Office) zur Bekämpfung von Menschenhandel, darunter ein bedeutendes Programm in Rumänien. Das mit zehn Millionen Dollar geförderte Projekt habe das Ziel, den Kampf gegen Kinderhandel und sexuelle Ausbeutung von Kindern im Internet zu stärken. Zudem sei IJM vom Department of State’s Bureau of International Narcotics and Law Enforcement Affairs (INL) angewiesen worden, ein Projekt in Lateinamerika zu stoppen.

IJM ist dennoch optimistisch, dass die US-Behörden die Fördermittel nach einer 90-tägigen Überprüfung wieder freigeben. IJM stehe dazu im Austausch mit den US-Behörden.

Gleichzeitig fordert IJM von der aktuellen und zukünftigen Bundesregierung, die aktuellen Ereignisse als Warnsignal zu sehen. Die Bundesregierung solle Sondermittel für die humanitäre Hilfe und die Krisenbewältigung zur Verfügung stellen und dafür eine europäische Allianz bilden, fordert IJM.

Von Jörn Schumacher/Norbert Schäfer

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