Wenn Timo Serafin sein Ziel ins Visier nimmt, holt er sich die passende Frisbee-Scheibe aus seiner Tasche. Kurze Zeit und wenige Würfe später landet das Frisbee mit einem leichten Scheppern im Fangkorb. Der 23-jährige Lehramtsstudent ist seit einigen Monaten Nationalspieler im Discgolf. Für Serafin ist das eine Wertschätzung für seine bisherige sportliche Leistung in diesem Sport.
In diesem Jahr ist Serafin, der aus dem mittelhessischen Hüttenberg kommt, Elfter bei den Deutschen Meisterschaften geworden: „Ich hatte in dieser Saison relativ wenig gespielt und war damit sehr zufrieden“, erklärt der Blondschopf gegenüber PRO. Die Anfrage für den Nationalkader hat ihn im Oktober erreicht.
Der Mittelhesse, der gerade in Heidelberg Grundschullehramt studiert, war sich über die Folgen der Berufung erst nicht bewusst. Drei Monate später bekam er eine E-Mail, die ihn auf die stattfindende Team-Weltmeisterschaft in Australien hinwies. Darin wurde er gefragt, ob er sich die Teilnahme vorstellen könne. Weil keine studentischen Verpflichtungen dagegen sprachen, sagte er zu.
Fairness, Respekt und Toleranz
Nach der Nominierung bereitete er sich natürlich auch auf den bisherigen Höhepunkt seines Sportlerlebens vor. Sein Trainingspensum erhöht, hat der Hobbyspieler dafür nicht. Zwei- bis dreimal die Woche hat er die weiten Würfe und die unterschiedlichen Kurslängen geübt. Zusätzlich hat er drei- bis fünfmal im Heidelberger Stadtpark seinen transportablen Fangkorb aufgebaut und die kurzen Würfe geübt.
Wie im richtigen Golf geht es auch im Discgolf darum, einen Parcours mit möglichst wenig Würfen zu absolvieren. Seit den Deutschen Meisterschaften hat er nochmal an seiner Technik gefeilt und ein paar Kleinigkeiten umgestellt. Und jetzt trägt er das deutsche Trikot. Dem überzeugten Christen ist es aber auch wichtig, dass er auf dem Platz ein Zeugnis für Jesus sein kann: „Ich versuche mit meinem Verhalten so zu leben, wie Jesus es vorgelebt hat. Das bedeutet Werte wie Fairness, Respekt und Toleranz sind wichtige Punkte.“
Dazu gehören für Serafin auch die Gebete, bevor er sich auf den Platz begibt oder zu Turnieren fährt: „Ich bete dafür, dass Menschen Gottes Liebe sehen und dadurch Gespräche entstehen. Da Turniere oft auch sonntags stattfinden, versuche ich meine Glauben auf dem Platz zu leben. Bevor ich meinen ersten Wurf mache, strecke ich meine Finger zum Himmel. Das erinnert mich daran, dass jeder Wurf zu Gottes Ehre sein soll.“
Mit der sportlichen Begabung ein Zeugnis für Jesus sein
Der Glaube bringe ihn auch durch schwere Zeiten, weil er darum weiß, dass nicht der Erfolg, sondern Gott an erster Stelle steht: „Ich bin dankbar dafür, dass Gott mich sportlich so begabt hat und dass ich das auf diese Weise tun darf.“ Mit diesem Wissen im Hinterkopf geht Serafin sein Abenteuer ganz gelassen an. Mit 24 Mannschaften kämpft Deutschland, das aktuell auf dem sechsten Platz der Weltrangliste steht, um den Titel.
In der Altersklasse zwischen 18 und 40 Jahren stehen Spiele gegen Kanada, Australien, Lettland, Norwegen und China an. Um sich den WM-Traum zu erfüllen, finanziert Serafin vieles aus eigener Tasche, auch wenn es Fördergelder gab. Aber für Serafin ist es die Teilnahme wert. Die Wettkämpfe finden dann vom 6. bis 9. November statt. „Ich werde jeden Moment genießen und bin stolz für Deutschland zu spielen.“