Ratu Thalisa ist eine muslimische Transgender-Frau und nun verurteilte Straftäterin. Dabei hat sie auf der Plattform TikTok nur einen vergleichsweise harmlosen Witz über Jesus gemacht. Wie die BBC berichtet, sprach Thalisa in einem Live-Video mit einem Jesus-Bild auf ihrem Handy und erklärte, er solle sich doch mal die Haare schneiden lassen. Eine Antwort auf Kommentare, die ihr gegenüber gefordert hatten, sich eine andere Frisur zuzulegen, um mehr wie ein Mann auszusehen. Thalisa hat 442.000 Follower auf TikTok.
Geht es nach einem indonesischen Gericht, dann kommt Thalisa dafür zwei Jahre und zehn Monate ins Gefängnis. Am Montag befand das Gremium in Medan auf Sumatra Thalisa schuldig, Hass verbreitet, die öffentliche Ordnung und religiöse Harmonie gestört und Blasphemie geäußert zu haben. Zuvor sollen verschiedene christliche Gruppen Beschwerden gegen Thalisa bei der Polizei eingereicht haben.
Amnesty fordert Freilassung
Protest gegen das Urteil kam unter anderem von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Das Urteil sei ein Angriff auf die Redefreiheit. „Während indonesische Autoritäten sehr wohl verhindern sollten, dass religiöser Hass stark wird, der als Triebfeder für Diskriminierung, Feindseligkeit oder Gewalt wirkt, überschreitet Ratu Thalisas Rede diese Schwelle keineswegs“, erklärte Usman Hamid, von der örtlichen Sektion der NGO. Er forderte Thalisas Freilassung.
In der Kritik steht nun auch das zugrunde liegende „Elektronische Informations- und Transaktionsgesetz“ (EIT), das bei unliebsamen Aktivitäten auf Social Media greift. Amnesty kritisiert „problematische Bestimmungen“, die angebliche Hassrede kriminalisierten.
Das Gesetz ist seit 2016 in Kraft. Zwischen 2019 und 2024 sind laut Amnesty mindestens 560 Personen auf dessen Basis verurteilt worden, unter anderem eine Muslima, die ein Essensgebet auf TikTok sprach. Ein weiterer TikToker wurde wegen Blasphemie verurteilt, weil er Kinder in einem Quiz fragte, welche Tiere den Koran lesen könnten.
In der Mehrzahl der Fälle ging es um angebliche Blasphemie gegen den Islam. Dass jemand wegen problematischer Aussagen gegenüber Jesus Christus verurteilt wird, ist selten. Ratu Thalisa hat noch die Möglichkeit, Einspruch einzulegen, bevor das Urteil rechtskräftig wird.