Die Kurzvideo-App Tiktok ist in den USA zumindest vorübergehend nicht mehr erreichbar. Spätabends am Samstag (US-Ostküstenzeit) informierte der Dienst seine User: „Tut uns leid, Tiktok steht gegenwärtig nicht zur Verfügung“. Die Maßnahme ist das Resultat eines Gesetzes vom April 2024. Demzufolge sollte der chinesische Mutterkonzern Bytedance, wenn er weiterhin in den USA tätig sein möchte, das US-Geschäft von Tiktok spätestens am 19. Januar an eine nicht in China ansässige Firma verkaufen. Das Gesetz stuft das Portal als eine Bedrohung für die nationale Sicherheit ein.
Das Oberste Gericht der USA befand das Gesetz am Freitag für rechtmäßig. Bytedance hat Tiktok aber nicht veräußert. In der Mitteilung an die Nutzer am Samstag zeigten sich die Betreiber optimistisch. „Wir sind glücklich, dass Präsident Trump angedeutet hat, dass er mit uns an einer Lösung arbeiten will, um Tiktok wieder verfügbar zu machen, sobald er sein Amt antritt“, hieß es. Donald Trump legt am Montag seinen Amtseid ab.
Bereits am Samstag hatte Trump im Fernsehsender NBC News erklärt, es werde vermutlich zu einem Aufschub von 90 Tagen kommen, „weil das angemessen ist“. Er fügte hinzu: „Wir müssen das vorsichtig bedenken. Es ist eine sehr große Situation.“
Schätzungsweise 170 Millionen Menschen in den USA nutzen Tiktok, das entspricht der Hälfte der Bevölkerung. Das Gesetz gegen Tiktok war mit den Stimmen demokratischer und republikanischer Kongressmitglieder beschlossen worden.
Trump hat seine Haltung zu Tiktok im Laufe der Jahre verändert. Als Präsident erklärte er im Sommer 2020 laut „New York Times“, mit Tiktok gewinne die „chinesische kommunistische Partei Zugang zu persönlichen Daten“ in den USA. Im Wahlkampf 2024 nutzte er dann die Plattform für Werbung. Bei seiner Siegespressekonferenz nach der Wahl erklärte Trump, manche Leute sagten, Tiktok habe etwas mit seinem Erfolg zu tun. Tiktoks CEO Shou Zi Chew ist Medienberichten zufolge zu den Feierlichkeiten zu Trumps Amtsantritt eingeladen.