TikTok führt bei Löschungen: 256 Millionen Beiträge und das Moderationsproblem

Die Social-Media-Plattformen TikTok, Facebook, Instagram, Youtube und X löschen Millionen von Inhalten, hauptsächlich wegen Hassrede, Gewalt und illegalen Beiträgen. Eine „Spiegel“-Analyse zeigt, dass die Moderation oft intransparent ist.
Von Petra Kakyire
Menschen am Handy

Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ hat eine Analyse veröffentlicht, die zeigt, wie Social-Media-Plattformen zunehmend Inhalte löschen, die gegen ihre internen Richtlinien verstoßen. Für die Analyse wertete der „Spiegel“ die Meldungen aus den Monaten Oktober, November und Dezember aus, die die Social-Media-Plattformen TikTok, Instagram, X (ehemals Twitter), YouTube und Facebook nach dem Digitalen-Dienste-Gesetz (DSA) an die EU-Kommission und den Verfasser der gelöschten Beiträge senden müssen.

Die Zahlen aus der Analyse stammen aus der „DSA Transparancy Database“, einer EU-Datenbank, die gemeldete Inhalte von sozialen Plattformen in Echtzeit verfolgt. Das Ergebnis der Analyse: Rund 43 Prozent der problematischen Inhalte auf TikTok wurden aufgrund von Hassrede oder Hetze entfernt. Auf der Plattform X (ehemals Twitter) wurden vor allem gewalttätige, pornografische und sexuelle Inhalte gemeldet.

Die „Spiegel“-Analyse zeigt, dass in den vergangenen Monaten mehr als eine halbe Milliarde Beiträge gelöscht wurden. Die Gründe dafür reichen von Hass und Hetze über Gewalt bis hin zu illegalen Inhalten. Spitzenreiter unter den Social-Media-Plattformen sei TikTok: Mit rund 256 Millionen moderierten Beiträgen liege die Plattform weit vorne. Dicht gefolgt von Facebook mit 203,4 Millionen moderierten Beiträgen. Insgesamt haben neben TikTok die Plattformen X, Facebook, YouTube und LinkedIn im Berichtszeitraum 514 Millionen Beiträge ausgeblendet oder gelöscht.

Die häufigsten Kategorien verbotener Inhalte

Die von den Plattformen weltweit angewandten Regeln orientieren sich häufig an gesetzlichen Vorgaben wie dem Digital Services Act (DSA) der EU. Dieses verpflichtet die Betreiber, Inhalte zu löschen, die eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder das Wohl der Nutzer darstellen könnten. Zu den häufigsten Gründen für eine Löschung zählen Beiträge, die Hass und Hetze schüren oder zu Gewalt aufrufen.

Auch die Verbreitung von Falschinformationen, Desinformation und Manipulation durch Fake-Accounts fallen unter diese Kategorien. Der Schutz der Rechte von Urhebern und der Privatsphäre der Nutzer ist ebenso ein wichtiger Faktor wie Pornografie und andere sexuelle Inhalte. Zusätzlich sind auch Altersbeschränkungen oder bestimmte Verbote für regionale Märkte Gründe, Inhalte zu verbergen oder zu löschen, berichtet der „Spiegel“.

Moderation von Social-Media-Plattformen oft nicht transparent

Die hohe Zahl an gelöschten oder eingeschränkten Inhalten werfe Fragen auf, wie effektiv und transparent die Moderation auf den Plattformen wirklich ist. „Die Plattformen geben teilweise abstrakte oder mehrdeutige Gründe für das Löschen oder Verbergen von Inhalten an – obwohl das Digitale-Dienste-Gesetz die Plattformbetreiber verpflichtet, ihre Entscheidungen ‚klar und leicht verständlich‘ zu begründen“, kritisierte Julian Jaursch von der Denkfabrik Interface in einem Interview mit dem „Spiegel“.

Während die Betreiber ihre Maßnahmen häufig auf allgemeine Kategorien wie „Verstoß gegen die Bestimmungen der Plattform“ zurückführen, sei die tatsächliche Begründung oft nicht nachvollziehbar. „Je vager die Kategorie, desto schwieriger ist es für Nutzer, sich über die Entscheidung und gegen das Löschen zu wehren – das könnte die Hoffnung der Plattformen sein“, sagte Svea Windwehr von der Electronic Frontier Foundation dem „Spiegel“.

Dem Problem der mangelnden Transparenz der Plattformen will das Digitale-Dienste-Gesetz entgegenwirken. Dazu sollen die Betreiber ab 2025 verpflichtet werden, detaillierter zu berichten und ihre Löschentscheidungen nachvollziehbarer zu kommunizieren. Außerdem sollen neue Kategorien wie digitale Gewalt gegen Frauen eingeführt werden.

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