"Die ökumenischen Differenzen werden nur noch verwaltet", erklärte Thierse im ökumenischen Gottesdienst in der St. Hedwig-Kathedrale am Bebelplatz. An ihrer Überwindung arbeite hingegen kaum jemand. "Die wievielte Gebetswoche mag das sein? Sind wir uns näher gekommen?", fragte der Politiker kritisch. Zweifel blieben, es mehre sich die Ungeduld. Dennoch ist er überzeugt: "Es ist doch so offensichtlich, dass katholische und evangelische und orthodoxe Christen mehr verbindet als trennt." Unterschiede im Abendmahl rechtfertigten die Trennung der Kirchen längst nicht mehr.
Gerade in einer Zeit, in der sich die evangelische Kirche auf das Reformationsjubiläum vorbereite und die katholische Kirche dem reformerischen 2. Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 gedenke, müssten Katholiken und Protestanten "neue ökumenische Anstrengungen" unternehmen. Dazu gehöre, dass sie sich ihrer jeweiligen "Unzulänglichkeiten" bewusst würden. Thierse machte auch klar: "Einheit ist und wird keine Idylle." Dennoch stellte er fest: Vor allem "konfessionelle Gottesbesitzansprüche" beschädigten das Zeugnis der Kirchen.
Zu dem ökumenischen Gottesdienst in der St. Hedwig-Kathedrale hatte der Ökumenische Rat Berlin Brandenburg eingeladen. Das diesjährige Motto der regelmäßig stattfindenden Gebetswoche für die Einheit der Christen lautet "Mit Gott gehen – Unterwegs als Freunde Jesu". (pro)