Pastor Uwe Holmer ist am Dienstag in Serrahn in der Nähe von Rostock im Alter von 94 Jahren gestorben, wie das Serrahner Diakoniewerk auf epd-Anfrage mitteilte.
Holmer hatte ab 1983 die Hoffnungstaler Anstalten Lobetal in der Nähe von Berlin geleitet. Im Zuge der Friedlichen Revolution suchte die Staatsführung der DDR einen Unterschlupf für das geschasste Oberhaupt des sozialistischen Staates, Erich Honecker, und dessen Frau Margot. Eine entsprechende Anfrage ging in Lobetal ein.
Sofort habe er sich mit den Mitarbeitern beraten, erzählte Holmer 2021 dem Deutschlandfunk. Drei Stunden hätten sie darüber diskutiert, ob sie Honeckers aufnehmen sollten oder nicht. „Wir wussten: Das kann auch Unruhe geben.“ Dann, so schilderte es Holmer, besannen sie sich darauf, dass sie im Gottesdienst jeden Sonntag das Vaterunser beteten mit der Zeile: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Der Pastor weiter: „Dann sagten wir: ‚Wir können doch nicht das Vaterunser beten und dann tun wir das nicht.‘ Und nach drei Stunden waren wir einstimmig bereit: ‚Ja, wir wollen das.‘“
Honeckers kamen in den Kinderzimmern der Pfarrwohnung unter: In den Zimmern derer, die in der DDR kein Abitur machen durften. Zwei Monate blieben sie dort. Das Ehepaar saß auch mit Familie Holmer am Esstisch, inklusive Tischgebet. „Und da haben sie die Hände gefaltet, den Kopf gebeugt, so wie man das beim Beten macht. Was sie gedacht haben, war mir egal“, berichtete Holmer und versichert: Er würde es wieder tun.
Im März 2022 erschien eine Verfilmung dieser Geschichte unter dem Titel „Honecker und der Pastor“. Regie führte Jan Josef Liefers.