Nach den Vorwürfen in zwei Landesfunkhäusern des Norddeutschen Rundfunks (NDR) hat Intendant Joachim Knuth am Donnerstag eine „komplette Bestandsaufnahme“ angekündigt. „Ich möchte wissen, wo der NDR steht“, sagte Knuth. Für die unabhängige Untersuchung habe er den evangelischen Theologen Stephan Reimers (78) gewinnen können. Reimers habe bereits mehrfach bewiesen, dass er unabhängig sei und die nötige kritische Distanz habe.
Der Aufarbeitungsprozess sei auf drei Monate ausgelegt, sodass mit einem Bericht im ersten Quartal 2023 zu rechnen sei. Reimers werde mit einem Team aus internen und externen Prozessmanagern arbeiten, hieß es. Es gehe darum, sich einen Spiegel vorhalten zu lassen und im Anschluss mit den gewonnenen Erkenntnissen Veränderungen auf den Weg zu bringen, sagte Knuth. Es brauche ein gutes Klima und gegenseitigen Respekt, um „das bestmögliche Programm“ zu machen.
Bericht der Korruptionsbeauftragten im Oktober erwartet
Zunächst sei geplant, mit allen Arbeitsbereichen des NDR Kontakt aufzunehmen und Termine für Gespräche zu vereinbaren, sagte Reimers. Hierfür werde sowohl eine Erreichbarkeit per Mail als auch telefonisch geschaffen, denn „alle, die etwas beizutragen haben, sollen zu Wort kommen“, sagte der Theologe.
Die bereits begonnenen Aufarbeitungsprozesse in den Landesfunkhäusern in Hamburg und Kiel werden weiterlaufen, hieß es. Der Bericht der unabhängigen Korruptionsbeauftragten zu den Vorwürfen gegen die Direktorin des Landesfunkhauses Hamburg, Sabine Rossbach, werde Mitte Oktober erwartet. Rossbach soll ihrer älteren Tochter als Inhaberin einer PR-Agentur jahrelang ermöglicht haben, ihre Kunden in NDR-Programmen zu platzieren.
Reimers für diese Aufgabe gewonnen zu haben, sei ein „gutes Gefühl“, sagte Knuth. Der promovierte Theologe war von 1999 bis 2009 Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union. Von 1992 bis 1999 war er Mitglied im NDR-Rundfunkrat. Als Leiter des Diakonischen Werkes in Hamburg startete er 1993 die Obdachlosenzeitung „Hinz & Kunzt“, ein Jahr später die Hamburger Tafel für Bedürftige.
Eine Antwort
Reimers ist mit Sicherheit integer und kritisch.
Ob er aber für die Aufarbeitung von Korruptionsvorwürfen der Richtige ist?
Genauso wie „parapsychologische“ Tricksereien nicht durch eine Physiker oder Psychologen am besten entlarvt werden, sondern vermutlich durch einen Zauberkünstler, der weiss, wie man das Publikum hinters Licht führt,
genauso wäre gegen Korruption und Vetternwirtschaft vielleicht ein Jurist und Finanzexperte („follow the money trails“) der Geeignetste?