Der Berliner Theologieprofessor Christoph Markschies hat den Aufruf der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Beteiligung am Klimastreik kritisiert. „Wenn ich Bischof wäre, hätte ich, obwohl ich das Klimathema für sehr dringend halte, vermutlich nicht dazu aufgerufen“, sagte der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften der „Welt“ (Online). Die Kirche müsse vermeiden, zu einer Nichtregierungsorganisation (NGO) zu werden, die primär mit politischen Zielen verbunden wird.
Die Kirche müsse „vielmehr ihren spezifischen theologischen und kirchlichen Beitrag zur Lösung der Klimakrise leisten“, fügte der Professor für Antikes Christentum an der Berliner Humboldt-Universität hinzu. Es sei ein „Missverständnis der Orientierungsfunktion von biblischen Texten“, aus der Schöpfungsgeschichte der Bibel „direkt eine Handlungsanweisung abzuleiten“.
Die Bibel sei kein „schnurgerader Auftrag zum Klima-Aktivismus“, so Markschies. Die Gesellschaft brauche die Kirche nicht, „um über den Klimawandel aufzuklären“. Dafür gebe es die Wissenschaft. Markschies: „Die Kirche hat eine viel grundlegendere Funktion.“ Sie sei ein „Angebot, realistisch mit seinem Scheitern umzugehen“ und die Menschen zu trösten und zu stärken. Die evangelische Kirche hatte dazu aufgerufen, den Klimastreik am 15. September zu unterstützen.