Der Theologe Christoph Morgner möchte weder blauäugig noch „mit geschwollenen Zornesadern“ mit dem Islam umgehen. In seinem neuen Buch „Passt der Islam zu Deutschland: Ein Zwischenruf“ schreibt der frühere Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes über den Umgang mit Reibungspunkten des Islam. Er bemängelt, dass sogar in den Kirchen viel Unwissenheit über den Islam herrsche und dort oft viel Unverträgliches zusammengemischt werde.
Weil häufig nicht transparent über Probleme mit dem Islam berichtet wird, führe dies zu immer diffuseren Vermutungen. Zum Islam gehört für Morgner neben der Religion auch noch eine andere Kultur. Für ihn ist es unausweichlich, dass diejenigen, die Toleranz und Freiheit für sich und ihre Anliegen erwarten, diese auch selbst praktizieren. Unter Christen dürften Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhass keinen Raum einnehmen.
Toleranz und Freiheit selbst praktizieren
Der Autor warnt vor einem schwindenden christlichen Einfluss. Er führe zu mehr Gleichgültigkeit im Miteinander. Es sei auch ein Irrtum zu meinen, dass der Zuzug von mehr als einer Millionen muslimischer Migranten spurlos an der Gesellschaft vorbei gehe. Viele Konfliktfelder ergäben sich dadurch, dass es im Islam keine übergeordnete Instanz gebe, die verbindliche Vorgaben mache.
Morgner betont, dass es keinen Islamismus ohne den Nährboden Islam gebe. Islamistische Kräfte dürften nicht die Demokratie instrumentalisieren. Häufig ergebe sich nach außen ein diffuses Bild, weil nicht klar sei, wer den Islam strukturell repräsentiere. Zudem sei an einigen Stellen im Islam die Gewalt lehrmäßig verankert. Die Menschen orientierten sich am Koran als Wegweiser – auch wenn es dem deutschen Grundgesetz fundamental widerspreche.
Anstrengende Vielfalt statt Dauerparty
Einem islamischen Religionsunterricht stehen aus Morgners Sicht etliche Hindernisse entgegen. Auch beim Kopftuchstreit macht der Theologe aus seiner Meinung keinen Hehl: „Wäre das Kopftuch ein freies Zeichen selbstbestimmter Frauen, dann könnten sie für sich entscheiden, ob sie es tragen wollen oder nicht.“ Integration sei nach wie vor ein anstrengender Prozess und keine „multikulturelle Dauerparty“.
Viele der hier lebenden Muslime seien bislang nur räumlich, nicht aber kulturell angekommen. Um zu integrieren, gelte es auch Kompromisse zu schließen. Die Mehrheitsgesellschaft solle sich nicht um des lieben Friedens willen partiell aufgeben und ihre Werte vernachlässigen. „Sonst entsteht der Eindruck, dass ihnen das Eigene nicht viel Wert ist.“ Er ermuntert dazu, sich für Integration einzusetzen, wo es sinnvoll und erfolgversprechend ist. Klar müsse auch gesagt werden, dass der Islam die Kernaussagen des Evangeliums rundweg ablehnt. „Gerade die Kirchen haben im Blick auf den Islam klare Kante zu zeigen“, wünscht sich der Autor keine „Selbstrelativierung“.
Muslime dürften ihren Glauben in Deutschland frei ausüben. Doch es haben von christlicher Seite alles zu unterbleiben, was die Islam stärke, findet Morgner. Menschen müssten von Jesus Christus hören und das mit Leidenschaft. Am Ende des Buches nennt der Autor noch einige Dinge, die ihm Hoffnung geben, aber auch wo auch Fragezeichen bleiben. Er bilanziert, dass der Islam äußerlich zu Deutschland gehöre, „aber innerlich in weiten Teilen längst noch nicht“. Morgner findet: „Die weitere Entwicklung hängt vom Islam und seiner Veränderungsbereitschaft ab.“ (pro)
Christoph Morgner: „Passt der Islam zu Deutschland?“, mediaKern, 142 Seiten,9,95 Euro, ISBN 9783842910072„Kirche in Not“: Extremistischer Islam ist größtes Problem (pro)
De Maizière: Verbot der Koran-Verteilungen Signal gegen Islamisten (pro)