Theologe erklärt Journalisten den Weg in den Himmel

Ein Journalist und ein Theologe starten ein Experiment: Der Journalist darf dem Theologen 40 Tage lang Fragen zum Glauben stellen, und jener stellt ihm dafür Aufgaben in Sachen Glaubensleben. Das Buch „Wie man (vielleicht) in den Himmel kommt“ gibt den äußerst unterhaltsamen E-Mail-Verkehr der beiden Österreicher Clemens Sedmak und Christian Resch wieder.
Von PRO

Clemens Sedmak ist Dozent für Sozialethik am King‘s College in London, er studierte Theologie, Philosophie, Christliche Philosophie und Sozialwissenschaften. Er leitet außerdem das Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg. Für das Buch des österreichischen Ecowin-Verlages stand er dem Journalisten Christian Resch in der Fastenzeit des vergangenen Jahres 40 Tage lang Rede und Antwort. Das Ziel: Sedmak soll dem Redakteur der Salzburger Nachrichten den Weg in den Himmel zeigen. Dafür muss dieser aber seinerseits Hausaufgaben erledigen. Resch studierte in Salzburg Kommunikationswissenschaft und Geschichte, er wurde 2011 zum Salzburger Journalist des Jahres gewählt.

Herausgekommen ist ein sehr witziges Buch, das man nicht mehr so schnell beiseite legen kann. Auch wenn es um teilweise ernste Themen geht, etwa um Gebetserhörung in schweren Zeiten oder um ewige Höllenqualen, bewahren sich die beiden Autoren ein Augenzwinkern. Die Idee für den Briefwechsel per E-Mail entstand durch ein Interview mit Sedmak im Jahr 2007 in den Salzburger Nachrichten. Sedmak, der schon damals, mit 35 Jahren, Professor am Londoner King‘s College war, sollte dem Leser erklären, wie man in den Himmel kommt.

Was dem Leser in „Wie man (vielleicht) in den Himmel kommt“ begegnet, ist ein sehr katholisch geprägtes Christsein, was vielleicht nicht weiter verwundert, handelt es sich doch bei Österreich um ein Land mit traditionell katholischer Mehrheit. Von der Erlösungsnachricht von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, der am Kreuz den Weg in den Himmel für alle frei gemacht hat, steht in dem Buch leider wenig. So lautet das Fazit des Theologen Sedmak dann auch: „Der Weg nach oben ist immer steil und steinig.“

„Liebe und mach, was du willst“

Die Aufgaben, die Resch auf dem Weg in den Himmel erfüllen muss, dienen wahrscheinlich eher dazu, den Leser vom Christentum abzuschrecken. Um 3 Uhr morgens aufstehen, um zu beten, Fasten, Gregorianische Gesänge hören und regelmäßiger Kirchgang am Sonntagmorgen. Resch hält (meistens) tapfer durch, manchmal nimmt er die Anweisungen auch locker. Erstaunlich: Das Gottesbild des Journalisten scheint weniger streng zu sein als das des Berufskatholiken.

Dennoch ist die Lektüre ein Gewinn. Das Buch macht wegen der originellen Schreibe beider Autoren und wegen der humorvollen Umgangsweise mit dem Thema Glaube Spaß. Bei allen Frotzeleien bleibt dennoch Platz für ernste Themen. Reschs Fragen sind genau jene Fragen, die häufig zum Thema Glauben gestellt werden. Und Sedmak gibt sich – bei allem Humor – ernsthaft Mühe, diese zu klären. Wie etwa kann es sein, dass ein guter Gott einen Menschen, dessen Lebenszeit endlich ist, unendlich lange Qualen erleiden lässt? Sedmaks Antworten basieren häufig auf Zitaten weiser Menschen, was klug ist, aber manchmal zu wenig. Seine Antwort auf die Frage nach der Hölle lautet: Die Hölle ist kein Ort, sondern ein Zustand der Trennung von Gott. Ganz festlegen möchte sich der Theologe aber nicht. Immerhin: „Wir dürfen hoffen, dass die Hölle leer ist.“

Die Frage nach dem Sinn des Lebens beantwortet Sedmak so: „Gott hat die Welt geschaffen, um damit seine Liebe an  Geschöpfe zu verschenken und diesen Wege zum Heil, zum Leben in Fülle und zur vollkommenen Freude zu öffnen.“ Sedmak spricht auch Glaubenskrisen an und beschreibt, wie sich einer fühlt, dem der Glaube abhanden gekommen ist: nämlich wie er selbst sich fühlte, als sein eigener Vater gestorben sei. Sedmak. „Man fühlt sich weniger ‚daheim‘ in der Welt, ist fremder, etwas verwaist.“

Und das Ergebnis? Hat der Journalist durch den 40-tägigen Briefwechsel ein Ticket für den Himmel ergattern können? Immerhin hat er Gefallen am abendlichen Gebet gefunden. Und vor allem ein Satz habe sich bei ihm festgesetzt: „Liebe und mach, was du willst.“ Auch die E-Mail an Gott, die er schreiben sollte, habe ihm besonders gefallen – mit der Anrede „Lieber Gott“ anstelle von „Sehr geehrter Herr…“. Aber es überrascht kaum, dass dem Journalisten der Weg des Glaubens sehr mühselig vorkommt. Sein Fazit nach 40 Tagen: „Ich muss ehrlich sagen, dass ich mittlerweile ein bisschen ermattet bin. Ich weiß zwar noch immer nicht genau, wo der Himmel ist. Aber dass der Weg dort rauf ziemlich anstrengend sein kann, liegt mittlerweile auf der Hand.“ Was er nicht gefunden hat: Gott. Was er gefunden hat: Religiöse Übungen. (pro)

Clemens Sedmak und Christian Resch: „Wie man (vielleicht) in den Himmel kommt“
Ecowin Verlag, Februar 2013
ISBN-13: 978-3711000392
224 Seiten, 19,95 Euro

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