Terror und Kabarett: Publikum erwartet befreiende Worte
Die Terroranschläge von Paris haben die Schlagzeilen der vergangenen Wochen bestimmt. Doch wie gehen die Kabarettisten in ihren Programmen eigentlich mit dem Terror um? Aus Sicht der Tageszeitung Die Welt schweigen viel zu viele von ihnen, obwohl das „Publikum befreiende Worte“ erwartet.
Dieter Nuhr ist einer der Kabarettisten, die auch in schwierigen Zeiten den Islam als Thema ihres Programms einbauen
Der Vorwurf ist eindeutig: Das deutsche Kabarett wählt seine Themen zu einseitig aus. Statt auch den islamistischen Terror auf die Agenda zu setzen, stünden die Schelte von Horst Seehofer, dem VW-Konzern und der Pharmaindustrie im Fokus. Das schreibt Welt-Journalist Reinhard Mohr. Während Witze gegen Nazis selbstverständlich seien, würde sich kaum einer zu den islamistischen Terroristen satirisch äußern, um nicht unnötig zu provozieren.
Kein Blatt vor den Mund nehme hingegen der Kabarettist Andreas Rebers. Er dichtet in seiner „Islamisten-Polka“ Zeilen wie „Selbstmordattentäter, komm ein bisschen später! Der Islamist, das ist ein armer Wicht, die gute Laune kennt er nicht“. Solche Passagen würden kaum in den öffentlich-rechtlichen Sendern gezeigt, bemängelt die Zeitung. Die ZDF-Sendung „Die Anstalt“ hätte nur von Kult-Moderator „Alfons“ alias Emmanuel Peterfalvi eine zweiminütige Hommage an die Stadt Paris verlesen lassen und die Sendung dann mit anderen – teilweise Jahrzehnte zurückliegenden – Witzen fortgesetzt.
Kabarettisten als „Empörungsdienstleister“
Andreas Rebers spricht von den deutschen Kabarettisten als „Empörungsdienstleistern“. Ursprünglich hätten sie Fernsehen gemacht. Jetzt mache das Fernsehen Kabarett. Sie kritisierten bloß den Mainstream, obwohl sie selbst dazugehörten. Für ihn selbst ist es kein Problem, gegen den religiösen Terror zu agitieren: „Ich frage mich, wie man es in unserer medialen Öffentlichkeit immer wieder schafft, aus den Tätern die eigentlichen Opfer zu machen“, zitiert ihn die Zeitung. Für seine deutlichen Worte bei Auftritten, die manchmal Polizeischutz verlangen, bekomme er stehende Ovationen.
Auch sein Kollege Dieter Nuhr bemüht sich, „die Dinge mal weniger hysterisch einzuordnen“. Der Kabarettist wurde für seine islamkritische Haltung sogar bereits angezeigt. Der 55-jährige Comedian ist davon überzeugt, „dass es sich nicht lohnt, die Freiheit abzuschaffen, um sie zu retten“. Für Altmeister Horst Schroth ist aktuell eine „Beklemmung und Befangenheit im Publikum“ zu spüren, die es sonst nicht gegeben habe.
Rebers und Nuhr sehen ihre Kritik am radikalisierten Islam und an Religionen allgemein immer auch als Gesellschaftskritik, heißt es in der Welt. Im Denksystem der linken Künstler seien meistens Deutsche oder Amerikaner schuld: „Wenn das nicht der Fall ist, tritt große Ratlosigkeit ein.“ Gerd Dudenhöffer alias Heinz Becker dagegen glaubt nicht, dass Satire im Moment etwas erreicht. Eine Woche lang hatte er alle seine Auftritte abgesagt, obwohl er für die islamistischen Fundamentalisten im Grunde nur ein kleines Licht sei: „Ich habe Angst vor den Über-Gutmenschen, die sich stellvertretend hinstellen und im Ton eines Volksschullehrers sagen: ‚Also, bei aller Solidarität und Toleranz, so kann man das aber nicht sagen!‘ Da haben Sie automatisch schnell einige Dutzend Leute im Saal, die sich dem anschließen und sagen: Jawoll!“, begründet er seinen Schritt. (pro)
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