Jodie ist nur auf den ersten Blick ein ganz normaler zwölfjähriger Junge. Der Teenager kann Wasser in Wein verwandeln, Kranke heilen und andere „Tricks“ vollbringen. Gleichzeitig will Jodie eigentlich all das, was ein normaler Teenager möchte: mit seinen Freunden abhängen – vor allem mit seiner Freundin – und Spaß haben. Die sechsteilige Serie „Der Auserwählte“, die am 16. August im weltweiten Netflix-Angebot startet, spielt auf der mexikanischen Halbinsel Baja California und basiert auf einer Graphic Novel namens „American Jesus“ vom Autoren Mark Millar und dem Zeichner Peter Gross.
Die Hauptfigur, der Auserwählte, heißt zwar nicht Jesus, sondern Jodie, aber Parallelen sind trotzdem gewollt. Schon als Baby hatte Jodie übernatürliche Fähigkeiten. Und dass er zwölf Jahre ist, wird kein Zufall sein; von Jesus wird berichtet, dass er mit zwölf erstmals öffentlich in Erscheinung trat.
Jodies Mutter offenbart ihm, dass sie mit ihm schwanger war, obwohl sie noch Jungfrau war. Und so tapst Jodie, ein blonder Junge mit blauen Augen, durch seine Teenagerzeit und muss feststellen, dass er anders ist als die anderen in seiner Clique.
Wie durch ein Wunder überlebt er einen schweren Autounfall: Ein 40 Tonnen schwerer LKW landet genau auf ihm, doch er hat nicht einmal einen Kratzer. Dann verwandelt er Mineralwasser in Wein, er verhilft einem kurzsichtigen Jungen zu einer perfekten Weitsicht, im Handumdrehen sorgt er für einen riesigen Fischfang und so weiter. Seine Kumpels sind begeistert („Mit deinen Superkräften können wir eine Menge Geld verdienen!“), und seine Angebetete ist natürlich auch schwer beeindruckt. Während immer mehr Menschen kommen und Jodie um die Heilung von Krankheiten bitten und ihn anbeten, geht es für den Jungen zwischendurch auch einfach weiter mit den üblichen Teenager-Fragen: Wer ist gerade mit welchem Mädchen zusammen, wer geht auf wessen Party?
Coming of Age mit religiösen Elementen
Während der katholische Pastor die Wunder Jodies für Zaubertricks hält, ist der freikirchliche Pastor begeistert. Er möchte dem Teenager sogar einen Tempel errichten. „Er ist der Abgesandte Gottes“, ist er überzeugt. Schließlich kommt noch ein mysteriöser junger Mann zu Jodie, der sich als „Experte“ für derartige übersinnliche Vorfälle zu erkennen gibt. Am Ende ist der Hintergrund dieser Teenager-Jesus-Figur offenbar doch ganz anders, als es am Anfang den Anschein hat.
Die Serie mit dem mexikanischen Originaltitel: „El Elegido“ mag ein klassisches Was-wäre-wenn-Gedankenspiel sein – wenn Jesus in unserer heutigen Zeit als Teenager leben würde, käme er bei den Mädels gut an? Sie spielt dabei mit allerlei biblischen Anspielungen und wirbelt sie dabei bis zur Unkenntlichkeit durcheinander.
Die Serie ist ab einem Alter von 16 Jahren empfohlen, sie ist in der Tat ab und zu düster und hat Anleihen an okkulte Elemente, jedoch im Großen und Ganzen harmlos. Bleibt am Ende die Frage, warum eine Serie wie „Der Auserwählte“ gedreht werden musste. Tiefer gehende religiöse Aussagen lassen sich von ihr keine ableiten, geschweige denn christliche. Am Ende ist es wohl nur eine leichte Coming of Age-Unterhaltung mit Mystery-Elementen und mäßigem Grusel-Faktor rund um die Frage: Wie cool wäre es, wenn man als Teenager übernatürliche Kräfte hätte?
„Der Auserwählte“ ist ab dem 16. August beim Streaming-Dienst Netflix verfügbar.