"Was für ein Bild hinterließe ich bei meinen Kindern, wenn ich bald sterben würde?" Zu dieser Frage eines Teilnehmers gab Eberhard Mühlan am Dienstag Tipps in einem Seminar mit dem Titel „Ich will’s richtig machen – Wie gute Vaterschaft gelingt“. Die Vaterrolle habe sich in den letzten Jahren immer wieder verändert. Doch Kinder brauchen aus Mühlans Sicht einen Vater. Es gebe nämlich einige Aspekte, in denen die Mutter den Vater nicht ersetzen könne. So gebe der Vater seinen Kindern eine Identität, er sei der erste Mann im Leben der Tochter und Vorbild für den Sohn. Außerdem lebe er Verantwortung in der Familie vor. Dadurch locke er "die Kinder aus einer zu engen Mutter-Kind-Symbiose" und zeige "dem Kind die Welt aus seiner Sicht." Zuletzt bestimme er auch das Gottesbild der Kinder: Das Vorbild des Vaters forme das Vaterbild, das sie sich von Gott machten. "Wir Väter ebnen den Kinder den Weg, eine liebevolle und unbefangene Beziehung zu Gott haben zu können", so Mühlan. Kinder wünschen sich laut einer von Mühlan durchgeführten Umfrage vor allem vier Dinge von einem Vater: dass er ihnen Liebe entgegen bringt, Zeit für sie hat, Anerkennung ausspricht und Grenzen setzt.
Jungen und Mädchen hätten unterschiedliche Bedürfnisse, erklärte Mühlan weiter. So sei es bei Mädchen besonders wichtig, diese in ihrer Weiblichkeit zu bestätigen, auch schon in jungen Jahren. Väter sollten eine "Schutzburg" für die Töchter darstellen und sich "durch Ritterlichkeit auszeichnen" und dadurch Werte wie Gerechtigkeit und Zuvorkommenheit vermitteln. Dies diene dazu, die besten Voraussetzungen zu schaffen, damit Mädchen einen positiven Eindruck von der Männerwelt bekämen. Bei Jungen komme es darauf an, dass sie "Fairness und Verantwortung lernen" und in ihren "Kommunikationsfertigkeiten gefördert" würden. Dazu sei es notwendig, dass den Söhnen mehr Männer zur Seite gestellt würden. Dies sei in der Realität allerdings oft nicht der Fall, wie man an den Beispielen von Erzieherinnen in Kindergärten und Grundschullehrerinnen sehe. Vor allen Dingen müssten Väter sich ihren Söhnen aber emotional zuwenden und so dafür sorgen, dass sie in späteren Jahren "ausgewogener und ehrlicher mit den eigenen Gefühlen" umgehen könnten.
Beziehung ist Basis für Erziehung
Eberhard Mühlan ist Vater von sieben eigenen und sechs angenommenen erwachsenen Kindern. Er ist Buchautor und Begründer von "Team.F", einer Organisation, die sich für die Förderung von Ehe und Familie einsetzt. Zusammen mit seiner Frau Claudia leitet er die "Team.F"-Akademie. Auch Claudia Mühlan sprach beim Gemeinde-Ferienfestival "Spring". In ihrem Seminar "Kinder mit starker Persönlichkeit" erklärte sie, wie Kinder ihrer Meinung nach zu selbstbewussten Menschen werden. "In der Bibel steht: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‘ Es ist wichtig, dass die Kinder lernen, sich so anzunehmen, wie sie sind", erläuterte die Kursleiterin. Eine gute Erziehung gelinge nur durch eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Claudia Mühlan führte als Beispiel das von ihr und ihrem Mann entworfene System des "Familienhauses" an. Das "Fundament" sei das Wichtigste für ein gesundes Selbstwertgefühl. Es werde durch Liebe, Anerkennung und Geborgenheit aufgebaut. In der "Wohnetage" gehe es um Selbstständigkeit und Verantwortung in der Familie, die durch Absprachen, Eigenständigkeit und Freiheiten erlernt werden sollen. Das "Dach" sei der Schutz und soll den Kindern klare Regeln und Grenzen aufzeigen. Claudia Mühlan schloss ihr Seminar mit dem Hinweis: "Gefühle sind eigentlich Botschaften der Seele und wenn du wissen willst, was in deinem Kind los ist, dann höre auf seine Gefühle."
"Spring" findet 2011 zum zweiten Mal in Willingen im Sauerland statt, insgesamt ist es das dreizehnte "Gemeinde-Ferien-Festival". Träger von "Spring" ist die Deutsche Evangelische Allianz, ein breiter Kreis von Christen aus evangelischen Landes- und Freikirchen, der innerkirchlichen Gemeinschaftsbewegung sowie mehreren Jugend-, Gemeinde- und Missionswerken. (pro)