Taylor-Swift-Gottesdienst in Heidelberg

Taylor Swift hat die Menschen am Sonntag in Heidelberg in die Kirche gelockt. Der Themen-Gottesdienst, der den Titel von Swifts Lied „Anti Hero“ trug, sorgte gleich zwei Mal für ein vollbesetztes Gotteshaus.
Von Johannes Blöcher-Weil
Taylor Swift

Eine Veranstaltung, die sich mit den Liedern und der Spiritualität der amerikanischen Sängerin Taylor Swift beschäftigt, sorgte am Sonntag in der Heiliggeistkirche in Heidelberg für zwei volle Gottesdienste. Swift gehört zu den weltweit erfolgreichsten Künstlern. Der Heidelberger Pfarrer Vincenzo Petracca hat sich für den Gottesdienst intensiv mit dem Glauben der Künstlerin beschäftigt.

Die Idee ist aufgegangen. In vielen Medien kommen Menschen zu Wort, die sich darüber freuen, wie modern der christliche Glaube vermittelt wurde. Viele wünschten sich auch, dass es häufiger solche Gottesdienste geben soll. Schon die Ankündigung des Gottesdienstes hatte für Schlagzeilen gesorgt: auch international.

Gegen einen heuchlerischen Glauben und für Nächstenliebe

Zehn Stunden nach der Ankündigung waren die 600 kostenlosen Tickets für den Gottesdienst bereits vergriffen. Es gab aber auch heftige Kritik. Swift verspotte in ihrem neuen Album Gott und den Glauben, hieß es aus christlichen Kreisen. Das sieht Petracca anders. In einem ihrer Lieder kritisiere Swift „einen heuchlerischen Glauben“, dem Dogmen wichtiger seien als Nächstenliebe.

Die sechs Swift-Lieder, die die Sängerin Tine Wiechmann vortrug, waren in die Liturgie des Gottesdienstes integriert. Während der Fürbitten wurde ein Lied gesungen, in dem Swift die Krebserkrankung ihrer Mutter verarbeitet. Darin heißt es: „Verzweifelte Menschen finden Kraft im Glauben, deshalb bete ich jetzt auch zu Jesus.“

Christin mit Zweifeln

Im Zentrum des Gottesdienstes stand das Lied „Anti-Hero“. Dort singt Swift über ihre persönlichen Fehler und die „Monster in sich selbst“. Er wolle die Sängerin nicht zur Heiligen stilisieren. Swift verwende in ihren Songs ganz selbstverständlich christliche Sprache und setze sich in ihren Liedern mit ihrem Glauben auseinander. Petracca bilanzierte: „Taylor Swift ist eine Christin, die manchmal Zweifel hat.“

Den Gottesdienst besuchten laut „Spiegel Online“ regelmäßige Kirchgänger, aber auch Familien mit Kindern. Der Gottesdienst zeige, dass Glaubensvermittlung nie moderner klang. Die Gottesdienstreihe „Citykirche Rock ’n‘ Pop“ gibt es seit 2015. Ähnliche Gottesdienste hatte die Gemeinde bereits zu den Beatles, Madonna und Queen veranstaltet. Die nächste Pop-Messe soll im September stattfinden. Welcher Künstler dann im Mittelpunkt stehen soll, ist noch unklar.

Swift äußert sich regelmäßig zu politischen Themen wie Frauenrechten, LGBTQ-Rechten und gegen Rassismus. Auf Instagram hat die Künstlerin mehr als 280 Millionen Follower, was sie zu einer einflussreichen Figur in der amerikanischen Gesellschaft macht. Die Künstlerin ist im „Bible Belt“ in den USA aufgewachsen, was sie religiös geprägt hat.

Die Sängerin, die in ihrer Karriere zahllose Musikpreise errungen und mehr als 300 Millionen Tonträger verkauft hat, sei eine bekennende Christin: „Ihr Glaube kennt Zweifel und Zerrissenheit“, sagte der evangelische Pfarrer in dem Gottesdienst. Weil sie ihr Christentum politisch vertrete, werde sie in evangelikalen Kreisen angefeindet oder sogar verteufelt.

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