Das Bett ist hergerichtet. Im Kühlschrank steht das entsprechende Medikament. Alles ist vorbereitet für die Parkinson-Patientin, die zum Sterben in die Schweiz reist, – und für 90 spannende Minuten, die sich mit dem Thema Sterbehilfe befassen. Eine TV-Kritik von Johannes Weil
Von PRO
Foto: Degeto/SRF/Daniel Winkler
Gehören beide in den Kreis der Verdächtigen beim Sonntags-Tatort: Martin Aichinger hatte etwas gegen den Freitod seiner Mutter. Im Hintergrund der Leiter der religiösen Pro Vita-Organisation Josef Thommen, der die Sterbehilfe bekämpft
Sonntag um 20:15 Uhr ist „Tatort“-Zeit. Im aktuellen Krimi „Freitod“ geht es für die beiden Kommissare aus Luzern Liz Ritschard und Reto Flückinger um Sterbehilfe. Der Freitod der Parkinson-Patientin Aichinger bringt die eigentliche Handlung des Krimis erst so richtig in Gang. Denn nicht alle Verwandten sind mit deren freiwilligen Ausscheiden aus dem Leben einverstanden.
Während die Tochter ihrer Mutter die Hand beim Sterben hält, ist der geistig verwirrte Sohn Martin davon überzeugt, dass seine Mutter nicht freiwillig aus dem Leben scheidet. Er kündet einen Rachefeldzug gegen alle Sterbehelfer an und macht sich verdächtig. Auch die Organisation „ProVita“ gerät in Verdacht. Deren Mitglieder tauchen immer dann protestierend auf, wenn Menschen auf Verlangen sterben möchten. Sie hängen Plakate auf mit Sprüchen wie „Lebenshilfe statt Sterbehilfe“. Die Anhänger der fiktiven Organisation bringen immer wieder christliche Argumente vor, etwa dass die Menschen nicht Gott spielen dürften.
Hoch emotionales und kontroverses Thema
Das stößt bei den Sterbehelfern der Organisation „Transitus“, die sich im Film als Sterbebegleiter bezeichnen, auf wenig Gegenliebe. „ProVita“ beleidige sie persönlich, obwohl sie „nur“ Menschen bei ihrem letzten Wunsch unterstützen möchten. Ebenfalls in Verdacht ist ein Nachbar, der auf eine Spenderniere wartet und deswegen ein spezielles Verhältnis zu seinem Tod hat.
Das erste richtige Mordopfer ist die „Transitus“-Sterbehelferin Helen Mathys, die niedergeschlagen und mit einem Plastiksack erstickt wird. Sie hatte ein halbes Jahr zuvor ihren Partner verloren und sich danach wieder in der Sterbebegleitung engagiert. Die verschiedenen Beziehungsgeflechte der Protagonisten erleichtern die Suche nach dem Täter nicht. Plötzlich stirbt ein weiteres Opfer, das auf den ersten Blick gar nichts mit Sterbehilfe am Hut hat.
In der Schweiz ist die Sterbehilfe ein sehr emotionales und kontrovers diskutiertes Thema. Dies wird auch in den Dialogen deutlich. Die Drehbuchautoren Josy Meier und Eveline Stähelin vermeiden einseitige Aussagen. „ProVita“-Leute plädieren dafür, den eigenen Wunschtod nicht zum Produkt auf dem freien Markt werden zu lassen. „Transitus“ dagegen möchte Menschen helfen, wozu sie selbst nicht in der Lage sind: „Gott hat mir Krebs zugemutet, damit ich wieder wie als Kind in die Windeln scheiße?“, fragt ein Schwerkranker provokant. Zur Barmherzigkeit gehöre auch die Nächstenliebe. Darauf aufbauend könne man den Menschen nicht ein solches Leid zumuten.
Spannend inszeniert und keineswegs einseitig
Und auch die Tatort-Kommissare machen sich auf ihren Autofahrten Gedanken über die letzten Fragen des Lebens und ob sie Sterbehilfe in Anspruch nehmen würden. Der neue Tatort ist keine leichte Kost, aber trotzdem bis zur letzten Minute spannend. Respekt für die ARD, dass sie sich an ein solches Thema herangewagt hat. Viele Dialoge bringen ins Nachdenken darüber, wie man selbst handeln würde.
Beide Parteien kommen mit ihren Argumenten zu Wort. Zu einem spannenden Tatort mit drei Opfern kommt auch noch ein spannendes, ethisch kontroverses Thema. Zum Glück haben die Kommissare auf ein wertvolles Detail in einem Verhör geachtet, um den Täter zu überführen. Der Tatort „Freitod“ läuft am Sonntag, den 18. September um 20:15 Uhr in der ARD und ist jede Minute wert. (pro)
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