Das Erste will die Meinungsvielfalt und das Meinungsspektrum der „Tagesthemen“, dem spätabendlichen Nachrichtenjournal, stärken. Das hat Helge Fuhst, der Zweite Chefredakteur von ARD-aktuell am Donnerstag in einem Interview der Tageszeitung Die Welt erklärt. Dazu soll unter anderem ein Pro & Kontra zweier Journalisten zu markanten und strittigen Themen in der Sendung eingeführt werden. Es gebe in der ARD bereits die „unterschiedlichsten Meinungen“, erklärte Fuhst in dem Interview. Diese müssten nur noch sichtbarer gemacht werden.
Die Redaktion reagiere damit unter anderem auf den Wunsch von Zuschauern, die sich eine größerer Meinungsvielfalt in der Sendung wünschten. Beispielsweise hätten viele Zuschauer ARD-Journalisten „auf der Seite der Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten“ verortet. „Wir dürfen in den ‚Tagesthemen‘ nicht den Eindruck erwecken, dass wir die Menschen missionieren wollen“, erklärte Fuhst. Es habe auch Journalisten im Sender gegeben, die nicht alle Aktionen der Aktivisten für gut geheißen hätten.
„Zu wenig konservative Stimmen“
Mit der Erweiterung des Meinungsspektrums der Sendung wolle die Redaktion ein Abbild der Gesellschaft sicherstellen und erreichen, dass sich Zuschauer in den „verschiedenen Meinungen wiederfinden können“. In dem Gespräch konstatierte Welt-Journalist Christian Meier, dass es in der ARD sehr wenige Kollegen gebe, die „dezidiert liberale oder konservative Meinungen“ an den Tag legten. Dazu erklärte Fuhst: „Es wäre kurzsichtig, alle Journalistinnen und Journalisten irgendwo einzuordnen.“
Anhand von Rückmeldungen seitens der Zuschauer schließt der Journalist auf eine große „Sehnsucht nach liberalen und konservativen Identifikationsfiguren“ beim Publikum. „Womöglich gibt es zurzeit tatsächlich zu wenig konservative Stimmen, die öffentlich wahrgenommen werden“, erklärte er. „Es mag konservative Kolleginnen und Kollegen geben, die vorsichtig sind mit ihren Aussagen, weil sie den Shitstorm fürchten oder in eine Ecke gestellt zu werden.“
Zu der Kritik, politische Magazine der ARD seien nicht neutral, sonder auf einem links-grünen Kurs, erklärte Fuhst: „Den Vorwurf kenne ich – genau so kritisieren uns andere, weil wir den Genderstern nicht sprechen“. Die Realität sei „viel differenzierter als pauschale Vorwürfe“.
Von: Norbert Schäfer