Prantl wob in seine Rede über das Gesundheitswesen, den Umgang mit dem Tod und mit Obdachlosen, Fundamentalismus und anderes auch viele persönliche Erfahrungen mit ein. Beim Besuch des Vaters im Krankenhaus etwa sei er immer wieder am Porträt das Heiligen Eustachius vorübergegangen. Heute müsse das Bild dieses Gründers vieler Krankenhäuser für Arme und Bedürftige eigentlich durch das des sagenhaften Königs Midas ersetzt werden, so Prantl. Diesem König der griechischen Mythologie geriet alles, was er anfasste, zu Gold, auch Brot und Wein. Heute seien Patienten Kunden und dem Diktat der Ökonomisierung unterworfen, sagte der SZ-Ressortleiter. „Midas ist der Schutzpatron der Rationalisierung. Alles wird zu Geld gemacht. Nur heute krepieren die anderen, nicht mehr Midas.“
Das deutsche Gesundheitswesen, so Prantl, kranke am mangelnden Sich-Kümmern. Und so forderte der gelernte Jurist und ehemalige Richter ein gutes Betreuungsrecht für Alte und Schwache, das dem Gebot der Nächstenliebe verpflichtet sein müsse. „Vor 200 Jahren hatten die Menschen Angst, scheintot zu sein. Heute haben sie Angst vor dem Scheinleben, einem Leben, das nur noch mit Maschinen erhalten wird“, so Prantl.
Das Töten auf Verlangen, wie es etwa in Belgien erlaubt ist, lehnte der promovierte Jurist ab. Es müsse ein gutes Betreuungsrecht für Alte und Schwache geben, das dem Gebot der Nächstenliebe unterworfen sei. So lange er politische Reden beobachte, so der Journalist, werde – je weniger Geld für Soziales ausgegeben werde – immer mehr von Werten geredet. Prantl stellte fest: „Es gibt für mich nur einen christlichen Wert: die Nächstenliebe“. Sie sei ein radikales und klares Gebot. An das Motto der Veranstaltung anknüpfend schloss Pantl wiederum mit einem Bekenntnis: „Ich glaube an die ungeheure Kraft dieser Nächstenliebe“.