Syrien: Menschenrechtler warnen vor Islamisierung

Die Menschenrechtsorganisation IGFM warnt vor wachsender Diskriminierung von Christen und anderer Minderheiten in Syrien. Die neue Regierung treibe islamistische Gesetze voran.
Von Norbert Schäfer
In Syrien würden Christen durchaus verfolgt, teilte das Hilfswerk Open Doors mit

Nach Einschätzung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) verschlechtert sich in Syrien die Lage von Christen, Frauen und religiöser Minderheiten. Das hat die Menschenrechtsorganisation am Freitag mitgeteilt. Den Angaben zufolge fliehen täglich rund 2.000 Christen und andere Minderheiten aus Angst vor islamistischen Übergriffen in kurdisch kontrollierte Gebiete. Kirchen würden zugemauert oder verwüstet, hieß es.

Auch das Bildungssystem sei von der Islamisierung betroffen. Den IGFM-Angaben zufolge müssen selbst Mädchen nichtislamischer Minderheiten nun Kopftuch in der Schule tragen. „Die internationale Gemeinschaft darf sich von der neuen Regierung in Syrien nicht täuschen lassen“, erklärte IGFM-Vorsitzender Edgar Lamm. Die neue Regierung sei aus „bewaffneten islamistisch-dschihadistischen Rebellen hervorgegangen“, die für ihre „Beziehungen zu Al-Qaida und ihre barbarischen Aktionen bekannt“ sei. Laut Berichten würden christliche Frauen auf den Straßen zum Tragen des Hidschab aufgefordert, teilte die IGFM mit. Ein schleichender Prozess, in dem auf der Grundlage der Scharia radikale Islamisten Minderheiten verfolgen, sei zu befürchten.

In Syrien tobte seit 2011 ein Bürgerkrieg. Dabei starben etwa 500.000 Menschen, mehr als 14 Millionen wurden vertrieben. Ein Bündnis islamistischer Milizen stürzte Anfang Dezember 2024 den langjährigen Diktator Bashar al-Assad in einer überraschenden Offensive. Assad und seine Familie flohen nach Russland.

Syrien zählt etwa 23 Millionen Einwohner, darunter eine Vielzahl an Minderheiten wie Drusen, Kurden, Christen und Schiiten. Beobachter schätzten Ende 2024, dass von den ehedem etwa 1,5 Millionen Christen vor Beginn des Bürgerkriegs heute nur noch rund 250.000 im Land verblieben sind.

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