Wegen des angekündigten bundesweiten Bahnstreiks hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihre Synodentagung in Ulm vorzeitig beendet. Am Mittwochmorgen kam das Plenum noch einmal kurz zusammen, die abschließenden Beratungen und Entscheidungen über Kirchengesetze und Entschließungen zu kirchlichen und gesellschaftlichen Themen wurden aber auf eine digitale Sitzung zu einem späteren Zeitpunkt verschoben.
Nach Angaben der EKD waren viele Synodale wegen der Streikankündigung bereits am Morgen aus Ulm abgereist. Die Reihen unter den 128 Mitgliedern des Kirchenparlaments hatten sich zum geplanten Sitzungsbeginn bereits erkennbar gelichtet.
Das Synodenpräsidium habe davon ausgehen müssen, dass das ausstehende Plenum nicht mehr ordnungsgemäß hätte stattfinden können, teilte die EKD mit. Es habe daher beschlossen, die Tagung zu unterbrechen und in den kommenden Wochen zu einem noch nicht festgelegten Zeitpunkt digital fortzusetzen. Das Präsidium suche derzeit nach einem Termin, sagte Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich am Morgen vor den verbliebenen Synodalen.
Mitgliederzahlen sinken rapide
Die Jahrestagung der Synode der EKD hatte am Sonntag begonnen. Der Abschluss war für Mittwochmittag geplant. Schwerpunkt der Beratungen waren die Kommunikation des Glaubens. Die Synodalen aus ganz Deutschland berieten unter anderem über Konsequenzen aus einer Studie, der zufolge sich die Abwendung der Deutschen von Kirche und Religion beschleunigt.
Bereits im nächsten Jahr dürfte der Bevölkerungsanteil der christlich-konfessionell Gebundenen hierzulande unter 50 Prozent sinken. „Die Kirche scheint jetzt an einem Kipppunkt angelangt zu sein, der schon in den nächsten Jahren in erhebliche Instabilitäten und disruptive Abbrüche hineinführen kann“, heißt es in der Studie.
Antisemitismus, Missbrauch, Abtreibung
Für Diskussionen hatte bei der Synode auch eine Stellungnahme der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema Schwangerschaftsabbrüche gesorgt. Darin hatte sich der EKD-Rat für eine teilweise Lockerung des Lebensschutz-Konzeptes ausgesprochen. Zu den Kritikern dieser Stellungnahme zählen unter anderem der CDU-Politiker Thomas Rachel, der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und der württembergische Delegierte Friedemann Kuttler. Im Vorfeld der Synode hatte sich auch die ehemalige Ratsvorsitzende Margot Käßmann kritisch zur Ratsäußerung positioniert.
Themen der Synode waren außerdem der um sich greifende Antisemitismus in Deutschland und die Auseinandersetzung mit Missbrauchsfällen. Die Synode mit 128 Mitgliedern tagt jährlich und ist eines von drei Leitungsgremien der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Autor: epd/Anna Lutz