"Imam Muda" bedeutet auf Malaiisch soviel wie "junger Imam". Wie der Name verrät, wird in der neuesten Castingshow Malaysias nicht etwa der begabteste Sänger oder der witzigste Comedian gesucht – sondern der beste Geistliche. Um den Titel kämpfen zehn Männer zwischen 19 und 27 Jahren. Die Aufgaben, die die Nachwuchsimame meistern müssen, haben es in sich: Wie die Tageszeitung "Berliner Morgenpost" berichtet, sollten die Kandidaten in der ersten Folge Ende Juni einen Leichnam baden und begraben. Man wies ihnen drei Tote zu, die seit einem Monat anonym im Leichenschauhaus gelegen hatten. Eine der Leichen war ein HIV-Toter. Die Kandidaten meisterten ihre Aufgabe. Einige brachen am Grab in Tränen aus.
Der Manager des Fernsehkanals "Astro Oasis", Izelan Basar, erklärt: "Wir glauben, wenn die Teilnehmer einen toten Körper und den Begräbnisprozess ertragen können, dann können sie sicher jede andere Aufgabe im Leben eines Muslims meistern." Obwohl in dieser ersten Woche noch keiner der Kandidaten ausgeschieden ist, wird in den kommenden Folgen gesiebt. Jede Woche bekommen sie eine neue Aufgabe, jedes Mal muss einer der Männer gehen. Die Kandidaten leben für drei Monate zusammen in einem Haus. Jede Woche müssen zwei von ihnen die Freitagspredigt in einer der großen Moscheen des Landes halten – und das, obwohl keiner von ihnen Berufserfahrung hat. Keiner hat einen religiösen Hintergrund, einer von ihnen ist Bauer, ein anderer Bankangestellter, schreibt die "Berliner Morgenpost".
Dem Sieger winkt neben einem Preisgeld von 4.000 Euro ein Stipendium für ein Islamstudium an der Universität Medina in Saudi-Arabien und im Anschluss eine Stelle als Vorbeter an einer Moschee der Hauptstadt Kuala Lumpur. "Wir wollen eine neue Generation von jungen und glaubwürdigen Imamen schaffen", sagt der Programmmanager des Senders "Astro Oasis", Izelan Basar, und weiter: "Wir wollen sie trainieren und damit religiöses Verständnis, Harmonie und Toleranz fördern." (pro)