Suizid: Lauterbach stellt Präventionsstrategie vor

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat eine neue Strategie vorgestellt, um die Suizidrate zu senken. Verbände und Kirchen sind damit unzufrieden.
Von Martin Schlorke
Karl Lauterbach

Jährlich gibt es in Deutschland rund 10.000 Suizide. Das möchte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ändern. Deswegen hat sein Ministerium am Donnerstag in Berlin eine neue Präventionsstrategie vorgestellt.

Gelingen soll dies mit einer Aufklärungskampagne und einer zentralen Krisendienst-Notrufnummer. Diese soll gemeinsam mit den 16 Bundesländern eingerichtet werden. Des Weiteren sollen „Maßnahmen zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und zur Enttabuisierung der Themen Sterben, Tod und Suizid“ initiiert werden. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sei ein weiterer Baustein in der geplanten Präventionsstrategie, Fachkräfte im Gesundheitswegen für das Thema zu sensibilisieren und zu schulen.

Die Angebote sollen vor allem auf Hochrisikogruppen ausgerichtet sein, erklärte Lauterbach. Dazu gehörten etwa ältere Menschen mit psychischen Vorerkrankungen oder Menschen, die bereits einen Suizidversuch unternommen haben.

Neben diesen Maßnahmen kündigte Lauterbach auch Maßnahmen, wie eine mögliche Reduktion der Packungsgröße von Schmerzmitteln oder Schutzvorrichtungen wie hohe Zäune an leicht zugänglichen Brücken an. Das berichtet der Evangelische Pressedienst.

Lob und Kritik

Der SPD-Kirchenpolitiker Lars Castellucci begrüßte die neue Strategie. Damit komme die Bundesregierung „endlich“ der Forderung des Bundestages nach. Castellucci gehörte damals zu den Abgeordneten, die den entsprechenden Antrag gestellt haben. Das Wichtigste sei, Beratung und Hilfe für Betroffene zu stärken. „Vielen Dank an Karl Lauterbach.“

Weniger euphorisch zeigten sich dagegen kirchliche Verbände. Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Welskop-Deffaa, hat gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) die mangelnde Finanzierung kritisiert. Viele der von Lauterbach vorgeschlagenen Angebote stünden auf finanziell unsicheren Beinen.

Die Deutsche Bischofskonferenz bemängelt ebenfalls die Pläne des Gesundheitsministeriums. Prälat Karl Jüsten erklärte, dass diese „bei Weitem“ nicht ausreichen. Es müssten „umfassende gesetzliche Regelungen und verbindliche Finanzierungszusagen folgen.“ Die Diakonie fordert die Suizidprävention nun auch verbindlich zu regeln. „Eine Strategie allein hilft Menschen mit Suizidgedanken nicht.“

Lauterbach hat angekündigt, das Suizidpräventionsgesetz in den kommenden Monaten vorlegen zu wollen. Der Deutsche Bundestag hatte im Juli 2023 mit 692 Ja-Stimmen bei einer Nein-Stimme und vier Enthaltungen beschlossen, dass die Bundesregierung bis Juni 2024 ein solches Gesetz vorlegen solle.

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