Studie: Wenn Computer Kinder trösten

Nahezu jedes Kind in Deutschland hat Zugang zu Computerspielen, TV oder dem Internet. Viele nutzen die Medien nicht nur gelegentlich oder zum Zeitvertreib, sondern kompensieren mit ihrer Hilfe tägliche Probleme. Das zeigt das "LBS-Kinderbarometer 2009".
Von PRO

Fernseher und Computer sind zum Tröster für viele Jugendliche geworden. Vor allem, wer sich in der Familie nicht wohl fühlt oder Probleme in der Schule hat, lenkt sich mit Neuen Medien ab. Laut LBS-Studie betrifft das jedes fünfte Kind in Deutschland. Bei jedem dritten Kind stehen PC und Fernseher sogar im Kinderzimmer, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) aus der Untersuchung unter 10.000 Neun- bis Vierzehnjährigen zitiert. Neben TV und PC fungiere auch das Essen immer noch als Trostpflaster. Die Studie zeigt aber vor allem: Der Alltag von Kindern in Deutschland wird immer stärker von der Mediennutzung bestimmt.

Wer zu viel spielt, ist schlechter in der Schule

LBS zufolge haben nur fünf bis neun Prozent der Kinder keinen Zugriff auf einen PC oder Fernseher. Je älter sie sind, desto häufiger besitzen sie eigene Geräte. Ab der siebten Klasse haben 44 Prozent einen eigenen Fernseher und 45 Prozent einen eigenen Computer. 31 Prozent verfügen über einen eigenen Internetzugang. In drei von vier Familien ist das gemeinsame Fernsehen fester Bestandteil des häuslichen Lebens. Zum Gesprächsthema wird das Fernsehprogramm dennoch in den wenigsten Familien. Fast 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen reden gar nicht oder selten mit ihren Eltern über das Fernsehen.

Je mehr Zeit Kinder mit Computerspielen oder vor dem Fernseher verbringen, desto häufiger haben sie laut Studie Probleme mit ihren Hausaufgaben. Mehr als ein Fünftel kommt in der Schule nicht gut zurecht. Mit zunehmendem Alter werden es mehr. 14 Prozent der Kinder fühlen sich häufig überfordert, Kinder ausländischer Herkunft doppelt so häufig wie deutschstämmige Kinder. Nur 16 Prozent haben den Eindruck, am PC auch etwas Nützliches zu lernen.

Insgesamt fühlen sich die Kinder in Deutschland gut. Auf die Frage nach ihrem Wohlbefinden antworteten die meisten Kinder mit „eher gut“ bis „gut“. Sieben Prozent fühlten sich nicht wohl, meist sind dies Kinder Alleinerziehender sowie Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder von Arbeitslosen. Generell sinkt mit dem Alter das allgemeine, familiäre und schulische Wohlbefinden. Der Studie zufolge ist jedes zehnte Kind ein Einzelkind. Bei gut einem Fünftel sind die Eltern getrennt. Jedes vierte Kind ist ausländischer Herkunft, wobei nur ein Fünftel von ihnen noch im Ausland geboren ist.

„Das ist die Realität, in der Kinder aufwachsen“

Familienministerin Ursula von der Leyen stellte die nach Angaben der Herausgeber größte Studie ihrer Art am vergangenen Freitag vor. „Das Spannende an dieser Untersuchung ist, dass sie die Welt aus der Perspektive der Kinder und Jugendlichen zeigt. Oft bewegen sich schon junge Kinder wie selbstverständlich im Cyberspace. Das ist die Realität, in der sie heute aufwachsen und grundsätzlich okay“, erklärte sie in Berlin. Sorge bereite ihr allerdings, dass Chats oder Computerspiele vielen Kindern den Trost und die Bestätigung spendeten, die sie in der realen Welt nicht bekämen. „Deswegen ist es wichtig, dass Eltern, die die Sorgen und Gefühle ihrer Kinder ja am besten kennen, aufmerksam beobachten, ob ihre Kinder nur Spaß haben oder aus anderen Gründen in die virtuelle Welt abtauchen“, betonte die Bundesministerin. (PRO)

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