Studie: „Rechtsruck“ junger Menschen

Die AfD steigt in der Gunst junger Menschen. Das zeigt eine aktuelle Studie. Ein Grund ist, dass die Partei die Bedeutung sozialer Medien erkannt hat.
Von Norbert Schäfer
Ein Mädchen schaut auf dem Bildschirm eines Handys

Die Stimmung bei jungen Menschen ist schlecht – und sie wenden sich rechten Parteien zu. Das zeigt die Studie „Jugend in Deutschland 2024“. Würde am Sonntag der Bundestag gewählt, würden 22 Prozent (2022: 9 Prozent) der 14- bis 29-Jährigen ihr Kreuz bei der AfD machen. 20 Prozent (2022: 16 Prozent) würden sich für die CDU entscheiden. Die Wählergunst schwindet bei Grünen auf 18 Prozent (2022: 27 Prozent), SPD auf 12 Prozent (2022: 14 Prozent) und FDP auf acht Prozent (2022: 19 Prozent).

Die Studie attestiert der jungen Bevölkerung im Land „einen deutlichen Rechtsruck“. Zur politischen Einstellung der jungen Menschen erklärte Studienautor Klaus Hurrelmann: „Während die Parteien der Ampelregierung in der Gunst immer weiter absinken, hat die AfD besonders großen Zulauf.“ Das Potenzial für rechtspopulistische Einstellungen habe deutlich zugenommen. Das zeigten Vergleiche mit früheren Studien.

Tiefe mentale Verunsicherung

Bei der repräsentativen Online-Befragung wurden vom 8. Januar bis zum 12. Februar 2024 die Aussagen von 2.042 Personen im Alter von 14 bis 29 Jahren ausgewertet. Dabei interessierten sich die Forscher für Parteipräferenz, Sorgen, Zufriedenheit mit der persönlichen Lebenssituation (Finanzen, Gesundheit, Berufschancen) der jungen Menschen und wie sie gesellschaftlichen Lage (Wirtschaft, Zusammenhalt, politische Verhältnisse, Lebensqualität) in Deutschland bewerten.

Ein Resultat der Studie, die am Dienstag vorgestellt wurde: Die jungen Menschen werden im Vergleich zu den Studien der Vorjahre immer unzufriedener. Besonders die wirtschaftliche Situation bereitet Sorgen. Wie die Tagesschau berichtet, geht „die Mehrheit der Befragten davon aus, dass sich die wirtschaftliche Situation in Deutschland verschlechtern wird“. Laut Studienautor Simon Schnetze dokumentiere die Studie eine „tiefsitzende mentale Verunsicherung mit Verlust des Vertrauens in die Beeinflussbarkeit der persönlichen und gesellschaftlichen Lebensbedingungen“. Demnach machen sich die jungen Menschen in Deutschland auch Sorgen wegen der hohen Inflation (65 Prozent), dem Wohnraum (54 Prozent) und wegen drohender Altersarmut (48 Prozent).

AfD hat Bedeutung sozialer Medien erkannt

Wie der „Focus“ berichtet, leidet mehr als die Hälfte der jungen Menschen (51 Prozent) unter mentalem Stress, mehr als ein Drittel fühlt sich erschöpft (36 Prozent) und 17 Prozent gar hilflos. Etwa ein Drittel der Befragten schätze sich selbst als „süchtig“ nach dem Smartphone ein, mehr als die Hälfte nutzen das Gerät nach eigener Einschätzung „mehr, als mir lieb ist“.

Wie Business Insider berichtet, hat die AfD die Bedeutung Sozialer Medien erkannt und erreicht auf TikTok eine „beachtliche Zahl an Followern“. Laut der Studie informiere sich die Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen (57 Prozent) auf Social-Media-Kanälen und Videoplattformen über Nachrichten und Politik. An erster Stelle stehe WhatsApp mit einer Nutzung von 92 Prozent, gefolgt von Instagram (80 Prozent) und Youtube (77 Prozent). Auch Twitter gewinnt an Bedeutung: Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der 14- bis 29-Jährigen nutzt die App regelmäßig, vor einem Jahr waren es noch 44 Prozent. Wer nicht auf relevanten Social-Media-Kanälen und Plattformen aktiv sei, werde laut der Studie von jungen Menschen schlichtweg nicht zur Kenntnis genommen.

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