CDU und FDP warfen der rot-roten Koalition vor, grundsätzlich religionsfeindlich zu sein. Sie verlangten, dass Schüler gleichberechtigt zwischen Religion und Ethik wählen dürfen sollten. Der Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hingegen verteidigte die Kombination aus Ethik als Pflichtfach und Religion als freiwilliges Zusatzfach. Die Schule könne ihrer Aufgabe als Wertevermittlerin nur dann gerecht werden, wenn sich die Schüler über Ethik, Religion, Werte und Moral gemeinsam auseinandersetzten. Dem Staat obliege es nun, für den Zusammenhalt in dieser vielfältigen Gesellschaft zu sorgen.
Der CDU-Abgeordnete Sascha Steuer sagte, dass SPD und Linkspartei das Fach Ethik gezielt dem Religionsunterricht entgegensetzten und ihn somit regelrecht bekämpften. Vielmehr sollte jedem Schüler die Freiheit gewährt werden, „selber zu entscheiden, welche Form der Wertevermittlung er erleben will.“
„Ergebnisverzerrung bei Forsa-Umfrage“
Laut einer Forsa-Umfrage seien aber 84 Prozent der Berliner für eine Weiterführung des gemeinsamen Ethikunterrichts gewesen. Steuer und die FDP-Abgeordnete Mieke Senftleben kritisierten die Umfrage, da sie durch ihre Fragestellung, ob Kinder sich vom Ethikunterricht abmelden dürften, wenn sie den Religionsunterricht besuchen, das Ergebnis verzerre. Die Umfrage lief im Auftrag des Humanistischen Verbands, der nach eigenen Angaben „eine Vereinigung von religionsfreien Personen und Interessenverbänden und eine Weltanschauungsgemeinschaft im Sinne des Grundgesetzes unserer Republik“ ist. Eine anders formulierte Frage zum gleichen Thema hatte Anfangs des Jahres eine andere Mehrheit gezeigt, berichtet die Tageszeitung „Die Welt“.
Der Abgeordnete der Linksfraktion, Steffen Zillich, sagte, dass sich das Klima an Schulen positiv verändert habe, seit es den Ethikunterricht gebe. Özcan Mutlu von den Grünen wies darauf hin, dass es zudem auch um die Trennung von Staat und Religion gehe. Aus diesem Grund sollte Religion als Schulfach weiterhin freiwillig sein. Dabei sei wichtig, dass es zwischen Christen und Muslimen im Unterricht zu einem Austausch käme, denn nur so würden alle Schüler das bislang Fremde kennenlernen.
Gegeninitiave zu „Pro Reli“
Die Initiative „Pro Reli“ will nun mit einem Volksbegehren verhindern, dass Ethik als Pflichtfach für alle Schüler eingeführt wird. Sie fordert, dass die Schüler Ethik zugunsten des Schulfachs Religion abwählen können. Als Antwort darauf hat sich vor rund einer Woche die Gegeninitiative „Pro Ethik“ gegründet. Sie will einen möglichen Erfolg des Volksbegehrens verhindern, „das mit seiner Forderung nach Religion als ordentlichem Schulfach als ‚rückwärtsgewandt‘ abgelehnt wird“, heißt es in der „Tageszeitung“.
„Pro Reli“ ist eine Initiative von Berliner Bürgern, die sich „für ein friedliches und tolerantes Miteinander in unserer multikulturellen und multireligiösen Weltstadt“ einsetzen, heißt es auf deren Webseite. „Gerade in unserer Zeit, in der die herkömmlichen sozialen Bindungen in Familie, Schule und Nachbarschaft schwächer geworden sind, ist es wichtig, dass unseren Kindern und Jugendlichen die Werte, auf denen unsere Gesellschaft beruht, nahe gebracht werden.“ (PRO)