Knapp 90 junge Erwachsene aus Deutschland und der Schweiz sorgen jeden Abend ab 21.30 Uhr mit zwei Strand-Gottesdiensten für ausgelassene, spirituelle Stimmung direkt an der Promenade vor dem „Megapark“. „Bock auf Paradies“ ist das diesjährige Motto, welches auch auf den T-Shirts der Teammitglieder zu lesen ist. Die engagierten Christen möchten den Menschen vermitteln, dass der Glaube an Gott alles andere als uncool und verstaubt ist. Das bunte Programm am Strand von Arenal mit moderner christlicher Rock- und Popmusik, Rap-Gesang, 15-minütigen Impulspredigten sowie persönlichen Lebensberichten, ist voller Lebensfreude und Tiefgründigkeit.
Bis zu 400 Zuschauer stehen bei den Gottesdiensten am Strand und reagieren ganz unterschiedlich: „Klar, es gibt ein paar Leute, die pöbeln und uns verhöhnen, aber die meisten Menschen reagieren überrascht bis sehr positiv. Viele haben Vorurteile und meinen, ein Gottesdienst müsse still und andächtig sein. Die meisten Urlauber haben so einen Gottesdienst, wie wir ihn veranstalten, noch nie gesehen“, erklärt Gernot Elsner, Pastor und Leiter der Organisation „Gospeltribe“. Viele Zuschauer seien der Meinung, wenn man an Gott glaube, müsse man ein langweiliges Leben ohne Spaß führen. Für sie sei Gott ein Spaßverderber. „Wir versuchen diese Vorurteile abzubauen, indem wir ihnen zeigen, wie attraktiv ein Leben mit Gott ist“, sagt Elsner. Viele Ballermann-Touristen glaubten außerdem, dass man als Christ nicht mehr feiern darf. Das stimme aber nicht. Auch als Christ könne man Party machen und Spaß haben, „aber eben ohne moralisch zu versumpfen“. Das verständen viele Leute erst nicht, denn für sie bedeute Spaß, sich maßlos zu betrinken. Viele lernten betrunken jemanden kennen und landeten dann mit jemanden im Bett, den sie eigentlich gar nicht richtig kennen oder gar gut finden. „Zu Hause wartet dann vielleicht die Partnerin oder der Partner. Ehen zerbrechen womöglich dadurch. Manche werden sogar schwanger. Das ist diese Art von Feiern, wo Menschen einfach die Kontrolle über sich verlieren und Dinge tun, die sie später vielleicht bereuen“, so Elsner.
Nach den Gottesdiensten besteht für die Passanten das Angebot für ein persönliches Gespräch und Gebet mit Teammitgliedern. Und so sieht man abends an der Promenade von Arenal etliche Urlauber in Gespräche vertieft, die Fragen stellen, aus ihrem persönlichen Leben erzählen, sich anvertrauen, weinen oder sich einfach spontan für ein Leben mit Jesus entscheiden. Ein eher untypisches Bild für den Ballermann. „Viele versuchen einfach ihre Probleme hier im Urlaub durch Alkohol und zügelloses Feiern zu vergessen. Durch Jesus haben sie die Chance, innere Heilung und Frieden zu finden,“ sagt Gernot Elsner.
Großes Medieninteresse an den Gottesdiensten
Die Erlebnisse durch die Einzelgespräche berühren die Teammitglieder jeden Abend aufs Neue. „Da war ein Mädchen, das an Magersucht litt und mit Suizidgedanken kämpfte. Sie war so berührt von der Predigt, dass sie mich gefragt hat, ob wir zusammen beten könnten, weil sie sich entschlossen hat, von nun an ein Leben mit Jesus zu leben,“ berichtet ein Teammitglied.
Immer wieder trifft das Team auf Menschen, die ihren Urlaub extra so gebucht haben, dass sie die Strandgottesdienste am Ballermann erleben können. Auch in diesem Jahr berichten mehrere säkulare, spanische wie deutsche Zeitungen und Radiosender in Mallorca von den Gottesdiensten. Auch in Deutschland wird in den Medien darüber berichtet.
Außerdem sorgt nicht nur das Einsatzteam für eine rege Aufmerksamkeit auf Social Media-Plattformen, wie Facebook. An einem Abend leistet Teammitglied Laurin Schuhmacher Hilfe und zieht einen völlig betrunkenen Mann aus dem Meer. Er lädt ihn und seine ebenfalls betrunkenen Freunde zum nächsten Gottesdienst ein. Diese kommen tatsächlich am nächsten Tag vorbei und sind vom Gottesdienst so begeistert, dass sie auch andere Leute an der Promenade zum Gottesdienst einladen und später ihre Erlebnisse auf ihrer persönlichen Facebook-Seite teilen.
Nach den Gottesdiensten werden auch Partybibeln an die Urlauber verteilt. Eines Abends äußert sich eine Gruppe von jungen Männern verärgert: „Wir sind hier eigentlich zusammen zum Partymachen an den Ballermann geflogen. Aber unser Kumpel macht überhaupt nicht mehr mit. Anstelle dessen liegt der jetzt nur noch am Pool rum und liest die ganze Zeit in Eurer Bibel!“
Widerstand regt sich allerdings von Diskothekenbesitzern, die sich beschweren: „Während eures Gottesdienstes rennen alle Gäste zur Promenade und ich kann meine Belegschaft in die Pause schicken“, heißt es zum Beispiel. Oder: „Warum seid ihr gerade am Ballermann und warum nicht an einem Familienstrand, wo niveauvolleres Publikum zu finden ist?“, hat mich der Manager vom Megapark unverständig gefragt. Nirgendwo kommen so viele Leute aus ganz Deutschland zusammen, um Urlaub zu machen. Die Menschen haben Zeit und Muße, um über ihr Leben nachzudenken. Es sind auch nicht alle Leute hier betrunken, wie man vielleicht annimmt. Gerade am Ballermann erleben wir, dass diese Leute am offensten sind. Vielleicht ist es auch so, dass Jesus schon immer den Leuten begegnet ist, die in den Augen anderer Leute ganz unten angekommen sind. Jesus ist für die Kranken und nicht für die Gesunden in die Welt gekommen. Viele hier sind auf der Suche, greifen auf Alkohol und Sex zurück, um sich ihren grauen Alltag zu verschönern. Wir können eine Inspiration sein, um Antworten auf ihre Lebensfragen zu geben. Was macht mich wirklich glücklich? Warum bin ich auf der Welt? Wohin gehe ich? Umso mehr Menschen sich darauf einlassen und sich eingestehen, dass sie Jesus brauchen, umso näher kann ihnen Jesus kommen“, erklärt Johannes Baumann.
„Zeigen, wie lebendiger Glaube aussehen kann“
An einem Abend kommt ein Mann zur Gernot Elsner und sagt: „Ich bin gerade aus dem ‚Megapark‘ gelaufen, um eine Pause zu machen und habe dann euren Gottesdienst entdeckt. Das hat mich total geflasht. Ich bin eigentlich nach Mallorca gekommen, um mich zuzusaufen. Aber jetzt ist mir klar geworden, ich will das, was hier ist, was ihr macht. Ich bin noch drei Tage da, aber die werden garantiert anders laufen als die davor.“
Mittlerweile findet das Projekt „Reach-Mallorca“ zum achten Mal statt. Auch für 2019 ist ein Outreach am Ballermann geplant. Gernot Elsner hat eine Motivation für sein brennendes Engagement: „Unsere Vision ist es, Christen aus Deutschland, die von Jesus begeistert sind, an den Ballermann zu bringen, um den Leuten zu zeigen wie lebendiger Glaube aussehen kann und um uns als Menschen kennen zu lernen, die von Gott und dem Leben begeistert sind. Unser Traum ist, dass immer mehr Menschen mitten in der Partyzone erleben, dass man mit Gott überall und zu jeder Zeit in Kontakt treten kann und dass er am Leben von wirklich jedem Menschen interessiert ist.“
Von: Melanie Wied