Führende Prediger aus den Reihen der Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste haben haben vorgeschlagen, wieder mehr auch den strengen, strafenden Gott zu predigen. Die AMD befasst sich mit dem missionarischen Auftrag der evangelischen Kirche. Vor allem Klaus Jürgen Diehl von der westfälischen AMD tritt dafür ein, dass die Kirche nicht nur den lieben, grenzenlos verzeihenden Gott predigen sollte, sondern auch das Gericht Gottes, schreibt Till-Reimer Stoldt für die WamS. „Droht da ‚Fürchtet euch!‘ als Weihnachtsbotschaft?“, fragt er.
Statt „Gottesverniedlichung“ zu betreiben, solle die Kirche auch wieder „das Gericht Gottes mit seiner möglichen Konsequenz ewiger Verdammnis“ verkünden, lautet die Forderung der AMD. Die Evangelische Kirche in Deutschland habe dafür gesorgt, den strafenden Gott immer mehr aus ihrer Botschaft zu tilgen, schreibt Stoldt. „In keiner anderen Kirche Deutschlands wurde in den vergangenen Jahrzehnten der Gedanke an den Zorn Gottes und das Gericht, ja überhaupt alles ‚irgendwie nach Strenge Klingende‘ (so der Theologe Friedrich Wilhelm Graf) konsequenter an den Rand gedrängt als in der EKD.“ Aus dem jährlichen Predigtplan seien die Gerichtstexte weitgehend aussortiert worden, aus den Psalmen im Gesangbuch seien militant klingende Passagen entfernt worden. Die EKD selbst räumt auf ihrer Webseite ein, dass in ihrer Verkündigung die Hölle „so gut wie keine Rolle mehr“ spiele.
„Es ist nicht egal, wie wir leben“
Die Reaktion der Kirchenoberen auf die Forderung nach mehr Gerichtspredigt sei „erstaunlich mild“ ausgefallen, fasst die Zeitung zusammen. Namhafte Kirchenvertreter plädierten sogar selbst für eine Gerichtspredigt. Annette Kurschus, Präses der evangelischen Landeskirche von Westfalen, erklärte, den Menschen erwarte tatsächlich eines Tages ein Gericht Gottes. Dieser Glaube an den richtenden Gott bewirke beim Gläubigen Bescheidenheit und Demut. Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, sagte: „Die Kirche spricht vom Gericht Gottes, damit klar bleibt: Es ist nicht egal, wie wir leben.“
Stoldt fasst zusammen: „Einer von Schoko-Nikoläusen und Glühweinständen geprägten Weihnachtsstimmung mag diese Akzentuierung des Gerichts widersprechen. Aber der Botschaft von dem Gott, der die Liebe ist, widerspricht sie gerade nicht – davon sind Kurschus und Rekowski überzeugt. Denn selbstverständlich schließe Gottes Liebe den Appell an Selbstverantwortung, Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft ebenso ein wie die Erfüllung des Sehnens nach Gerechtigkeit.“ (pro)