Als Hartmut Steebs Mutter mit ihm schwanger wurde, war sie 42 Jahre alt und hatte bereits fünf Kinder. Die Familie lebte in einer 3-Zimmer-Wohnung vom „kärglichen“ Gehalt des Vaters. Trotzdem sei es für seine Eltern selbstverständlich gewesen, dass er angenommen, versorgt und geliebt wurde, erzählte Steeb. „Heute hätte ich in vielen Familien keine Chance“, beschrieb er die seiner Wahrnehmung nach veränderte Haltung zu Abtreibung in Deutschland und fügte hinzu: „Und es wäre doch wirklich schade, wenn ich nicht geboren worden wäre!“
Hermann Binkert, ehemaliger Staatssekretär in der Thüringer Staatskanzlei und Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Insa-Consulere, sagte in seiner Laudatio, dass es wichtig sei, die Debatte um den Schutz des Lebens nicht zu verdrängen. Umfragen seines Instituts hätten ergeben, dass viele Deutsche gar keine Meinung zu diesem Thema haben oder sich ausschließlich politisch korrekt äußern möchten. Mit einer „Salamitaktik“ werde immer weiter versucht, das Leben zu relativieren, wie etwa die Diskussion über Sterbehilfe zeige.
Um das Recht des Menschen auf ein würdiges Leben zu verteidigen, sei der Staat auf die „ethische Prägekraft der Kirche“ angewiesen, sagte Binkert. Weil die Deutschen immer weniger Kinder bekämen, sei es wichtig, „dass es Bürger gibt, die bereit sind, sich für Kinder einzusetzen“. Binkert bezeichnete das als „unsere Verantwortung vor Menschen und vor Gott“. Weiter sagte er: „Hartmut Steeb ist dieser Verantwortung gerecht geworden.“
Der Preis der Stiftung Ja zum Leben wurde am Dienstag zum 13. Mal seit 1990 vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert. Steeb möchte das Preisgeld dem Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen zur Verfügung stellen, für das er sich seit fast 20 Jahren als Vorsitzender engagiert. Dieser Zusammenschluss von Initiativen verschiedener christlicher Konfessionen setzt sich für Schwangere in Not ein.