Statue für Billy Graham im US-Kapitol

Der weltbekannte Evangelist Billy Graham soll mit einer Statue im US-Kapitol in der Hauptstadt Washington D.C. geehrt werden. Bereits zu seinen Lebzeiten wurde die Idee vorgeschlagen. Drei Jahre nach seinem Tod, im Jahr 2021, soll die Statue von Graham aufgestellt werden.
Von Jörn Schumacher
Im Kapitol in Washington D.C. wird der Evangelist Billy Graham ab dem Jahr 2021 mit einer Statue geehrt

Im US-Kapitol soll eine lebensgroße Statue von Billy Graham, einem der bekanntesten Prediger der Welt, aufgestellt werden. Das berichtet der amerikanische Religion News Service (RNS). Die Statue soll im kommenden Jahr in der National Statuary Hall Collection im Kapitol aufgestellt werden. Im Kapitol in Washington D.C. finden die Sitzungen des Senats und des Repräsentantenhauses statt.

In dem Gebäude befinden sich 100 Statuen prominenter Bürger der Vereinigten Staaten. Jeder der 50 US-Bundesstaaten hat zwei Statuen gestiftet. Ursprünglich standen diese gesammelt im alten Plenarsaal des Repräsentantenhauses, heute sind sie im gesamten Gebäude des Kapitol verteilt. Vertreten sind viele Politiker und Präsidenten, darunter George Washington, Dwight D. Eisenhower und Ronald Reagan, aber auch Künstler wie die taubblinde Autorin Helen Keller oder der Erfinder Thomas Alva Edison. Im Jahr 2005 beschloss der Kongress, dass auch die schwarze Bürgerrechtlerin Rosa Parks (1913–2005) mit einer Statue geehrt werden soll.

Für Graham weicht ein Vertreter der „White Supremacy“

Billy Graham war einer der bekanntesten und einflussreichsten Prediger des christlichen Glaubens weltweit. Der mit „Das Maschinengewehr Gottes“ titulierte Evangelist führte seit den 1950er Jahren Massenevangelisationen durch, sogenannte Crusades (Kreuzzüge). Auch in Deutschland war Graham zu Gast und hielt in Verbindung mit der Evangelischen Allianz fünf Crusades ab. In den 90er Jahren war der Amerikaner unter anderem am Aufbau der Evangelisationsveranstaltung ProChrist beteiligt. Der Evangelist, der 1918 in Charlotte, der größten Stadt des US-Bundesstaates North Carolina geboren wurde, starb am 21. Februar 2018, ebenfalls in North Carolina.

Für Graham soll eine andere Figur für den Staat North Carolina weichen, und zwar die eines Vertreters der „White Supremacy“, also jemand, der für eine angebliche „Überlegenheit der Weißen“ in Amerika steht. Grahams Statue soll an die Stelle von Charles Aycock (1859–1912) treten. Der Politiker der Demokraten war Bundesstaatsanwalt in North Carolina und 50. Gouverneur des Bundesstaates. Er setzte sich sehr für die Bildung ein, so dass er den Ehrennamen „Education Governor“ erhielt, er erließ Gesetze gegen Kinderarbeit sowie gegen Lynchmorde. Allerdings war Aycock auch Mitinitiator von Kampagnen der „White Supremacy“-Strömung, die eine Überlegenheit der Weißen gegenüber den Schwarzen propagiert. Im Jahr 1903 hielt er eine Rede mit dem Titel „The Negro Problem“, in der er sich für die Trennung von Weißen und Schwarzen in der Gesellschaft aussprach. Die Rassentrennung wurde in North Carolina erst Mitte des 20. Jahrhunderts abgeschafft. Die andere Statue, die der Staat North Carolina gestiftet hat, steht für den 43. Gouverneur, Zebulon Baird Vance.

Vergangene Woche hatte ein Komitee aus North Carolina den Beschluss gefasst, Billy Graham eine Statue zu widmen. Der amerikanische Bildhauer Chas Fagan soll jetzt mit der Arbeit an einem Modell aus Ton beginnen, das dann noch von einem Komitee des Kongresses genehmigt werden muss, bevor es in Bronze gegossen wird. Fagan hat bereits Statuen von religiösen Persönlichkeiten angefertigt, darunter von Papst Johannes Paul II. für ein Monument in Washington, sowie von Mutter Teresa, deren Statue in der Washington National Cathedral in der amerikanischen Hauptstadt steht.

Wie RNS berichtet, hatte sich der ehemalige Senator von North Carolina, Dan Soucek, für die Idee einer Statue für Billy Graham im Kapitol noch zu dessen Lebzeiten im Jahr 2005 stark gemacht. „Aus einer christlichen Sicht ist Billy Graham ein weltweit bekanntes Symbol.“ Der Evangelist habe sechs Jahrzehnte lang in Umfragen des Meinungsforschungsinstitutes Gallup immer unter den zehn beliebtesten Personen gestanden.

Grahams Sohn Franklin, dessen christliche Hilfsorganisation „Samaritan’s Purse“ ebenfalls in North Carolina heimisch ist, sagte, er habe ein Modell der Statue seines Vaters bereits gesehen. Es zeige ihn, wie er in den 60er Jahren eine Predigt hielt, eine Bibel in der Hand haltend. Sein Vater selbst habe die Idee einer Statue von ihm wohl eher nicht propagiert, sagte Franklin Graham laut RNS. „Mein Vater wäre sehr froh darüber, dass die Menschen so von ihm denken, aber er würde sich wohl wünschen, dass sie Gott Ehre erweisen, und nicht ihm.“

Für die Anfertigung der Statue hat die „Billy Graham Evangelistic Association“ gemeinsam mit dem Bundesstaat Geld gesammelt. Die Kosten für die Statue werden auf umgerechnet 548.000 Euro geschätzt.

Von: Jörn Schumacher

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