Stärkerer Einfluss auf Jugendliche: Forscher empfehlen „Likes“ zu verbergen

Jugendliche reagieren auf „Likes“ in sozialen Medien empfindlicher als Erwachsene. Das könnte sich negativ auf die Psyche der Jugendlichen auswirken, sagt eine Studie. Die Forscher empfehlen, die „Likes“ zu verbergen.
Von Norbert Schäfer
Handy mit Social-Media-Kanälen auf dem Bildschirm

Wissenschaftler der Universität Amsterdam haben anhand von Instagram-Daten untersucht, ob die „Likes“ in den sozialen Medien das Verhalten von Jugendlichen beeinflussen können. Die Ergebnisse legen nahe, dass Teenager empfindlicher auf „Likes“ reagieren als Erwachsene und sich bei hoher Zustimmung stärker einbringen, bei geringem Zuspruch jedoch zurückziehen.

Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler Instagram-Mitteilungen von 7.718 Jugendlichen im geschätzten Alter zwischen 13 und 19 Jahren und 8.895 Erwachsenen im geschätzten Alter zwischen 30 und 39 Jahren. Instagram erlaube wegen der Beliebtheit unter Jugendlichen und Erwachsenen einen direkten Vergleich der Sensibilität für soziales Feedback. Das Ergebnis der Studie: „Zusammengenommen stützen diese Daten die Hypothese, dass das Engagement von Jugendlichen in sozialen Medien im Vergleich zu Erwachsenen stärker durch ihre Reaktion auf ‚Likes‘ motiviert ist und nicht mit ihren überlegenen Fähigkeiten als Digital Natives zusammenhängt.“

Psychische Belastung

Die Untersuchung deute auf einen „direkten Zusammenhang zwischen der Lernrate (Empfindlichkeit für Likes) und Stimmungsänderungen“ hin. Eine höhere Sensibilität führe zu größeren Stimmungsschwankungen als Reaktion auf Veränderungen bei den „Likes“. Die Veränderungen im sozialen Feedback könnten sich auf die psychische Gesundheit auswirken, indem sie konstante Stimmungsschwankungen auslösten.

Die Forscher nehmen an, dass Erwachsene aufgrund eines stabileren Selbstbildes widerstandsfähiger gegenüber Social-Media-Feedback seien, während Jugendliche durch ständige Rückmeldungen emotional stärker schwankten und langfristig sogar psychisch belastet werden könnten. MRT-Scans zeigten zudem, dass Sensibilität für „Likes“ mit Veränderungen in bestimmten Hirnregionen, etwa der Amygdala, einhergehe.

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Um den psychischen Druck auf Jugendliche zu mindern, empfehlen die Wissenschaftler, dass die Social-Media-Plattformen „altersspezifische Nutzerrichtlinien“ berücksichtigen und Anreizstrukturen ändern. „Die Möglichkeit, Likes zu verstecken, ist ein interessanter Schritt in diese Richtung“, heißt es in der Studie. Die Wissenschaftler raten auch, die digitale Kompetenz von Jugendlichen zu stärken. Zudem sollten Jugendliche lernen, besser mit den Emotionen umzugehen, die durch die sozialen Medien erzeugt würden.

„Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die derzeitige Gestaltung von Social-Media-Plattformen, die sich durch sofortiges quantifiziertes soziales Feedback auszeichnet, für Jugendliche möglicherweise einschneidender ist“, schreiben die Forscher.

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