Staatsministerin: „Kirche und Kunst lenken Blick über Vordergründiges“
Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, wünscht sich die Einmischung der Kirche in aktuelle Debatten und sieht darin Parallelen zur Kunst.
Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU), wünscht sich die Einmischung der Kirche in aktuelle Debatten
Am 19. September 2015 wurde Heiner Koch in der St. Hedwigs-Kathedrale in sein Amt als Erzbischof des Erzbistums Berlin eingeführt. Beim ersten Herbstempfang des Erzbischofs im Berliner Bode-Museum am Dienstag hat die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU), die gesellschaftsverändernden Kräfte von Kirche und Kunst gewürdigt. Grütters appellierte an gläubige Christen, nicht nur vordergründig tagespolitisch zu handeln, sondern sich in der aktuellen Debatte immer wieder auf die Grundlage des Glaubenslebens zu besinnen angesichts schwieriger politischer Entscheidungen und gesellschaftlicher Herausforderungen. Es gelte, sich dieser Überzeugung immer wieder zu vergewissern. „Es sind die Gläubigen und die Künstler, die Antworten suchen und zuweilen auch finden auf Fragen nach den sinnstiftenden Kräften und Werten, die unsere Gesellschaft zusammenhalten“, sagte Grütters. Im Übrigen glaube sie, dass eine Gesellschaft, die mit ihren durchaus auch religiös begründeten Werten und kulturellen Eigenheiten ihre eigene Identität pflege, auch dem Anderen, für sie Fremden, Raum geben könne, ohne sich dadurch bedroht zu fühlen.
Der christlichen Ethik der Nächstenliebe und Solidarität entspreche es, sich dem Hilfebedürftigen zuzuwenden, sagte Grütters und appellierte, dass die Kirche sich weiterhin bei wichtigen gesellschaftlichen Fragen einmischen solle. Die kleinen Revolutionen im Alltag seien es, die jeder gesellschaftlichen Veränderung vorausgingen. „In diesem Sinne trägt der Glaube, ebenso wie die Kunst und die Kultur, den Keim des im besten Sinne Revolutionären in sich. Dass aus diesem Keim etwas wachsen darf, dass es einen fruchtbaren Boden dafür gibt und ein wachstumsförderndes Klima, das machte eine vitale, aber eben auch eine humane Gesellschaft aus“, sagte Grütterts und wünschte, dass die Katholische Kirche in unserer säkularen Kultur, auch im Hinblick auf die Diaspora in Berlin, weiter Gehör und Aufmerksamkeit findet.
Berlin nötige als multiethnische, multikulturelle Stadt zur Auseinandersetzung mit Diaspora-Erfahrung. „Damit meine ich das tägliche Konfrontiertwerden mit Andersdenkenden, Andersglaubenden, anders sozialisierten Menschen, die Erfahrung, auch einmal in der Minderheit zu sein“, sagte die Staatsministerin. Diese Erfahrung sei kennzeichnend für das Leben ins einer pluralistischen Gesellschaft in einer modernen Welt.
Eine Kirche, die sich als Weggemeinschaft in einer Begegnung mit der Lebenswirklichkeit bewähre, die Sorgen und Nöte derer kenne, die ihr begegneten, sei eine Kirche, die über den Kreis ihrer Mitglieder hinaus Gehör finde in gesellschaftlichen Debatten. „Eine solche Kirche brauchen wir heute. Als starke Stimme in der demokratischen Öffenlichkeit mehr denn je“, sagte Grütters und verwies auf die anstehende Bundestagsentscheidungen zur Sterbehilfe und die Herausforderungen der Flüchtlingswelle. Zum Umgang mit Menschen, die Zuflucht suchen in Deutschland, und zur Neuregelung der Sterbehilfe für unheilbar Kranke sagte sie: „Wir müssen den Kernsatz unserer Verfassung ‚Die Würde des Menschen ist unantastbar‘ als verpflichtende Orientierung im Bewusstsein unserer Bevölkerung verankern. Dieses Menschenbild hat seine Quelle im christlichen Glauben, in dem der Mensch Ebenbild Gottes ist und daraus abgeleitet jeder Mensch die selbe Würde und alle damit verbundenen Ansprüche und Verpflichtungen hat.“ (pro)
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