Der Springer-Chef Mathias Döpfner hat die in der „Zeit“ erhobenen Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. Es handle sich um „aus dem Zusammenhang gerissene Text- und Gesprächsschnipsel“, erklärte Döpfner in einer internen Stellungnahme, wie der Springer-Konzern am Donnerstag mitteilte. Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE erklärte sich insbesondere zu seinem als negativ beschriebenen Bild von Ostdeutschland sowie zum Vorwurf politischer Einflussnahme auf die „Bild“-Redaktion.
In der Enthüllungsgeschichte der Wochenzeitung „Die Zeit“ geht es neben Äußerungen zu Menschen aus Ostdeutschland unter anderem um Döpfners Kritik an der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie seine Haltung zu Klimapolitik, Migration und Islamismus. Dabei wird aus Chatnachrichten und E-Mails Döpfners an den engsten Führungskreis des Unternehmens zitiert, unter anderem mit den Worten: „Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig.“
Kritik aus der Politik
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), forderte deswegen den Rücktritt Döpfners. Dieser sei „an der Spitze eines Verlages mit dieser publizistischen Macht und mit Blick auf die wichtige Rolle der Medien für unsere Demokratie endgültig nicht mehr tragbar“, sagte er dem Nachrichtenportal t-online. Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) reagierte empört. „Hier wird die deutsche Einheit geistig zerstört, indem die Menschen, die die Einheit erkämpft haben, wie Dreck behandelt werden“, sagte Ramelow in einem Interview mit MDR-Aktuell.
Kritik kam auch von den Grünen. Springer müsse jetzt „schnell und deutlich“ klarstellen, ob Döpfner noch zum Verlag und zum in Deutschland herrschenden Pressekodex passt, sagte der medienpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion Erhard Grundl dem „Tagesspiegel“.
Döpfner hingegen erklärte laut der Stellungnahme, er habe „natürlich keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands“. Aber er sei „seit Jahrzehnten enttäuscht und besorgt, dass nicht wenige Wähler in den neuen Bundesländern von ganz links nach ganz rechts geschwenkt sind. Der Erfolg der AFD beunruhigt mich.“
Der Springer-Vorstandsvorsitzende ging auch auf den Vorwurf ein, er nehme Einfluss auf „Bild“. Das sei als CEO und Miteigentümer sein Job, erklärte Döpfner. Aber über allem stehe die Freiheit der Redaktionen. Er streite gerne im Sinne der Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit – gerade auch mit den Chefredakteurinnen und Chefredakteuren, die „alle mündig und selbstbewusst“ seien. Dies gelte auch für die behauptete Einflussnahme in Sachen FDP, deren Werten er sehr nahestehe.
In dem „Zeit“-Bericht wird das Verhältnis zwischen Döpfner und Julian Reichelt, der von 2017 bis 2021 „Bild“-Chefredakteur war, als „Vordenker und sein Vollstrecker“ geschildert. Ihm soll Döpfner auch geschrieben haben: „Please Stärke die FDP. Wenn die sehr stark sind können sie in Ampel so autoritär auftreten, dass die platzt. Und dann Jamaika funktioniert.“
„Unkluge Vorgehensweise“
Der Medienwissenschaftler Volker Lilienthal hält den Vorwurf politischer Einflussnahme gegen Döpfner für nicht berechtigt, dessen Vorgehensweise allerdings für unklug. „Döpfner ist bei Springer der Verleger. Als solcher darf er seinen Redaktionen Weisungen erteilen“, sagte Lilienthal dem Evangelischen Pressedienst (epd). Allerdings wäre der Springer-Chef „klug beraten gewesen, dabei nicht nur persönlichen Ressentiments und eigenen politischen Sympathien zu folgen“.
Mathias Döpfner startete 1992 bei Gruner + Jahr seine Karriere als Medienmanager. 1998 wurde er Chefredakteur der Tageszeitung „Die Welt“ und stieg innerhalb weniger Jahre zum Vorstandschef des Springer-Konzerns auf. Er gilt als angeschlagen, seit Reichelt, dem Machtmissbrauch und Affären mit Verlagsmitarbeiterinnen vorgeworfen wurden, 2021 als „Bild“-Chefredakteur entlassen wurde.