SPD-Politikerin kritisiert Islamverbände

Die SPD-Politikerin Lale Akgün hat im "Kölner Stadtanzeiger" scharfe Kritik an Islamverbänden in Deutschland geübt. Sie finde es eigenartig, wenn diese Organisationen die Salafisten verurteilten – schließlich gebe es auch in ihren Reihen ähnliche radikale Einstellungen.

Von PRO

Die Salafisten seien nicht die einzigen fundamentalistischen Muslime, schreibt Akgün in einem Gastbeitrag. Unter allen islamischen Strömungen und Verbänden gebe es ähnlich Denkende. "Deswegen erscheint es etwas eigenartig, wenn Vertreter muslimischer Verbände in Deutschland die Salafisten als die Bösen darstellen und sich selbst als die Guten", kritisiert Akgün, und weiter: "Viele ‚Nicht-Böse‘ haben eine ähnliche Ideologie. Sie schreien nur nicht so laut." Hinzu käme, dass die klassischen muslimischen Verbände und Moschee-Vereine kaum Alternativen zum Salafismus böten: "Auch sie haben keine Antworten auf die Fragen der Gesellschaft, hängen in den Netzen ausländischer Organisationen oder Staaten und sind oft nationalistisch eingestellt."

Lale Akgün war von 2002 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages. In Nordrhein-Westfalen ist sie Referatsleiterin in der Staatskanzlei. 2011 veröffentlichte die Kölnerin das Buch "Aufstand der Kopftuchmädchen", in dem sich die Muslima für einen liberalen Islam einsetzt. Nicht alle Salafisten seien Dschihadisten, schreibt sie am Montag in der Online-Ausgabe des "Kölner Stadtanzeigers". Trotzdem seien die Salafisten "brandgefährlich, weil sie mit ihrer Ideenwelt den geistigen Nährboden zu Militanz und Gewalt herstellen". Ihr Weltbild stehe den Grundwerten des Pluralismus, der Demokratie, der Menschenrechte und der Gleichberechtigung diametral entgegen.

Attraktiv würde der Salafismus für junge Menschen vor allem durch die Schlichtheit der Ideologie, die einfachen Antworten, das populär erscheinende Auftreten ihrer Wortführer und die "verwirrende Unübersichtlichkeit unserer Welt sowie die Einsamkeit vieler Menschen". Für viele seien die Salafisten eine Art Ersatzfamilie. Hinzu komme die mediale Präsenz der Radikalen: "Ein junger Mensch, der im Internet die Stichworte ‚Islam, Glaube, Trost, Hilfe‘ eingibt, landet sehr schnell auf den Internetseiten der Salafisten", schreibt Akgün. (pro)

http://www.ksta.de/html/artikel/1338997249333.shtml
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