„Die Kirchen können doch viel provokanter und deutlicher sein!“ Mit diesen Worten hat die Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der SPD-Fraktion, Kerstin Griese, am Freitag erneut die gemeinsame Sozialinitiative der Kirchen kritisiert. Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Katholische Kirche hatten im Februar ein gemeinsames Wort veröffentlicht, in dem sie Kritik an der derzeitigen Wirtschaftsordnung üben. Das Papier kritisiert Gewinnmaximierung um jeden Preis und fordert unter anderem staatlich gesetzte Grenzen gegen einen ausufernden Wirtschaftsliberalismus.
Zu einer Tagung der SPD-Fraktion am Freitag zu diesem Thema war neben Griese auch der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm angereist. Er gab zu, so mancher innerhalb der Kirchen habe sich das Papier schärfer gewünscht. Dennoch würdigte er dessen Inhalt: „Die Form des Wirtschaftens, die vielen von uns Wohlstand gebracht hat, ist an ihr Ende gekommen“, sagte er. Es könne kein einfaches „Weiter-so“ geben. Dazu verwies der Bischof auf Angaben des aktuellen Weltklimaberichts. Dessen Inhalte seien „alarmierend“. Das ökologische und das Gerechtigkeitsproblem seien untrennbar miteinander verbunden. Das zeige unter anderem der weltweite CO2-Ausstoß. Während Menschen in Tansania einen pro-Kopf-Ausstoß von 0,2 Tonnen im Jahr hätten, liege der weltweite Durchschnitt bei 4 Tonnen pro Kopf. Reiche Regionen der Welt wie Deutschland, hätten kein Recht, mehr Ressourcen in Anspruch zu nehmen als andere Teile der Erde: „Wir müssen Vorreiter sein und zeigen, dass wir dazugelernt haben“, forderte er.