Die Landesanstalt für Medien (LfM) in Nordrhein-Westfalen legte am Mittwoch die Ergebnisse ihrer Studie „Heranwachsen mit dem Social Web“ in Düsseldorf vor. Das „Web 2.0“ steht laut der Studie einerseits für besondere Chancen, die sich daraus ergeben, dass Internet-Nutzer nicht nur selbst Inhalte anbieten, sondern das Netz auch für verschiedene Formen von Beziehungspflege nutzen können. Andererseits stehe „Web 2.0“ aber auch für besondere Risiken wie problematische Online-Bekanntschaften und die Preisgabe privater Daten, „Cybermobbing“ und Hassgruppen.
Die LfM-Studie will Aufschluss darüber geben, was Jugendliche und junge Erwachsene über die neuen Kommunikationsmöglichkeiten denken, wie sie im Alltag mit diesen umgehen und welche Unterschiede sich dabei je nach Alter, Geschlecht und sozialem Kontext zeigen. Damit wird eine Grundlage geschaffen für eine sachliche Auseinandersetzung mit diesem wichtigen und heute bereits alltäglichen Bestandteil der Medienlandschaft. Die Studie basiert unter anderem auf einer Repräsentativbefragung von insgesamt 650 Jugendlichen.
„Social Web“: Ein risikoreicher Kommunikationsraum
Wie die Studie zeigt, gehören das „Social Web“ und seine positiven Potentiale inzwischen zum Alltag von Jugendlichen. Risiken insbesondere von Netzwerkplattformen ergeben sich vor allem aus problematischen Inhalten, etwa selbstschädigenden Praktiken oder Extremismus. Weitere Gefahren: Nutzer wähnen sich in geschlossenen, privaten Communities und unterschätzen damit die Reichweite und ständige Abrufbarkeit von Informationen und Onlinekommunikation. Unterschätzt werde zudem die Möglichkeit des Missbrauchs von Daten durch Dritte – aber auch der erhöhte Zeitaufwand, der bei einem wachsenden Kontaktnetzwerk für die digitale Beziehungspflege aufgewendet werden muss. „Gerade dieser Punkt kann zu einem Problem werden, wenn die Online-Aktivitäten nicht mehr im Verhältnis zu Offline-Aktivitäten stehen“, so die LfM.
Die meisten Befragten haben laut der Studie bereits in irgendeiner Form Erfahrungen mit Online-Mobbing gemacht – entweder in Bezug auf die eigene Person oder etwa auf Mitschüler. Zumeist beziehe sich diese Erfahrung auf „peinliche“ oder „blöde“ Fotos, einige wenige Schüler berichteten auch von Schüler- oder Lehrerhassgruppen auf ihrer Netzwerkplattform.
Herausforderung für Anbieterverantwortung
Angesichts der Bedeutung von „Social Web“-Angeboten für Heranwachsende sowie der Risiken sieht die LfM bei den Anbietern „eine erhebliche Verantwortung“ und fordert Anbieter von Netzwerkangeboten wie „SchülerVZ“ auf, die jüngst erstellten Verhaltensregeln für Netzwerkplattformen weiter auszubauen.
Die Soziologin Ingrid Paus-Hasebrink von der Universität Salzburg sieht Jugendliche auch bei Kenntnissen der Risiken in einem Dilemma: „Die Teilnahme zum Beispiel bei SchülerVZ oder StudiVZ, die auf das Pflegen und Knüpfen von Beziehungen zielt, verlangt ein gewisses Maß an Offenheit über die eigene Person, um wiedererkennbar zu sein. Dabei ist vielen nicht wirklich bewusst, dass je nach Profileinstellung nicht nur Freunde, sondern auch ein wesentlich breiteres Publikum Einblick in persönliche Informationen erhält, die zudem im Netz dokumentiert bleiben“.
Daher forderte Jürgen Brautmeier, stellvertretender LfM-Direktor, die Anbieter auf zu einer „größtmöglichen Transparenz“ und „besseren Vorkehrungen zum Datenschutz“ auf. Als Beispiele nannte Brautmeier die Voreinstellung von Profilen von Unter-18-Jährigen als „privat“ sowie einfache Möglichkeiten für die Nutzer, sich unmittelbar über Inhalte oder regelwidriges Verhalten Anderer im Netz zu beschweren.
Weitere Informationen:
www.klicksafe.de
www.lfm-nrw.de