So kommen Habeck und Merz in deutschen Medien weg

Wie unterschiedlich bewerten Medien Spitzenpolitiker? Die „Neue Zürcher Zeitung“ wollte das mithilfe von KI herausfinden – und kommt zu überraschenden Ergebnissen.
Von Martin Schlorke
Merz

Mehr als 5.000 Artikel aus FAZ, „Zeit“ und „Spiegel“ haben Journalisten der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) untersucht. Ihr Ziel war es, mithilfe von KI herauszufinden, wie wohlwollend die ausgewählten Medien über die beiden Kanzlerkandidaten Friedrich Merz (CDU) und Robert Habeck (Grüne) berichten.

Die NZZ kommt zu dem Ergebnis, dass beide Politiker ähnlich kritisch behandelt werden. Unterschiede gibt es dennoch. So sei Merz und seine Politik häufiger stark mit negativ besetzten Adjektiven wie „populistisch“ oder „peinlich“ beschrieben worden. Habeck dagegen wurde häufiger mit Adjektiven wie „umstritten“ oder „pragmatisch“ beschrieben worden. Diese seien weniger negativ oder gar neutral besetzt. Dadurch erhärtet sich laut der NZZ der Verdacht, dass Medien mit zweierlei Maß messen.

Zudem „überrascht“ die NZZ, dass beide Politiker nahezu „gleich schlecht“ wegkommen. Schließlich sei Merz im Beliebtheitsranking der Politiker meist vor Wirtschaftsminister Habeck. Zudem stünden die deutsche Wirtschaft und die Grünen schlechter da als vor drei Jahren.  

Baerbock wird wohlwollend behandelt

Im Vergleich der Spitzenpolitiker wird am wohlwollendsten über Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) berichtet. Als eine Ursache macht die NZZ die Vielzahl an Reisen, bei denen Baerbock von Journalisten begleitet wurde, aus. Zudem wird ihre feministische Außenpolitik größtenteils positiv bewertet. Schlecht kommen dagegen AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel, Kanzler Olaf Scholz (SPD) und FDP-Chef Christian Lindner weg.

Eine weitere Erkenntnis der KI-Analyse ist, dass die FAZ im Vergleich zu den anderen beiden Medien generell milder über Spitzenpolitiker berichtet. Am kritischsten geht demnach der „Spiegel“ ins Gericht.

Für die Analyse hat die NZZ 5.600 Artikel im Zeitraum vom 8. Dezember 2021 bis 7. November 2024 von den Sprachmodellen „ChatGPT“ und „Google Gemini“ untersuchen lassen. In den untersuchten Texten wurden die Politiker im Titel, Teaser, Dachzeile oder URL erwähnt. Zudem mussten die Politiker in den jeweiligen Artikeln eine „maßgebliche Rolle“ spielen. Nach Angaben der NZZ kamen die beiden Sprachmodelle zu sehr ähnlichen Ergebnissen. Dennoch wurden die Ergebnisse am Ende gemittelt.

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