„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, besagt ein Karnevalslied. Doch mit dem Aschermittwoch beginnt auch etwas: die Fastenzeit. Viele deutsche Medien widmen sich diesem Thema und zählen auf, wozu die Fastenwilligen Nein sagen können. Schokolade, Alkohol und Fleisch sind die Klassiker. Der Verzicht auf Plastik- und Verpackungsmüll sowie auf das Autofahren – und damit verbunden, etwas für die Umwelt und das Klima zu tun – stehen 2019 auch hoch im Kurs. Ein Teil der online erschienenen Artikel streift den christlichen Hintergrund der Fastenzeit nur. Es finden sich aber auch Beiträge, die genauer erläutern, was es mit der Passionszeit auf sich hat und warum diese eigentlich sogar länger als 40 Tage dauert. pro hat sich die Artikel angeschaut.
„Fastentrend breitet sich aus, Kirchenmitgliedszahlen schrumpfen“
Die Zeitung Die Welt geht in ihrem Artikel „Wochenlang nichts essen – und sich blendend fühlen“ darauf ein, dass Fasten nicht nur im Christentum, sondern auch in anderen Weltreligionen verankert sei. Die Autorin erläutert in ein paar Sätzen den christlichen Aspekt der Passionszeit: „Jesus begab sich dafür für 40 Tage in die Wüste und konterte die Versuchung des Teufels mit den Worten: ,Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.‘“
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) schreibt: „In der Überflussgesellschaft wollen nicht nur Gläubige die 40 Tage bis zum Osterfest nutzen, um ihre Gewohnheiten umzukrempeln.“ Die Zeitung gibt Anregungen, was Fastenwillige – außer die oben erwähnten Klassiker – in den kommenden Wochen sein lassen können. Die ökumenische Fastenaktion „Autofasten“ der katholischen und evangelischen Kirchen findet Erwähnung. Sie gehe bereits ins 22. Jahr und sei 2019 mit einer Petition für das Tempolimit verbunden. Diese starte die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am Aschermittwoch. Die FAZ, aber auch andere Medien, befassen sich zudem mit der Fastenaktion „Sieben Wochen ohne“ der Evangelischen Kirche. Dieses Jahr steht sie unter dem Motto „Mal ehrlich! Sieben Wochen ohne Lügen“. Mit dem bewussten Verzicht auf die Unwahrheit solle das „gegenseitige Vertrauen“ gestärkt werden, erläutert EKM-Landesbischöfin Ilse Junkermann laut FAZ.
Bild-Zeitung erklärt biblisch fundierte Zahl 40
In dem Spiegel-Beitrag „Warum viele Nichtchristen fasten“, der schon Mitte Februar erschien, heißt es: „Schon seit Jahren ist das Fasten nicht mehr nur unter Kirchenanhängern beliebt. Obwohl die Mitgliederzahlen der Kirchen in Deutschland schrumpfen, breitet sich der Fastentrend aus.“ Auf den religiösen Hintergrund des Fastens geht der Artikel nicht ein.
Anders die Bild-Zeitung: „Kurze Geschichte des langen Fastens“ – unter dieser Überschrift veröffentlichte das Boulevardblatt am Mittwoch auf seiner Internetseite einen Beitrag über die Passionszeit. „40 Tage ist die Fastenzeit heute in der katholischen Kirche lang: Die Protestanten sprechen eher von der Passionszeit Christi, die an das Leiden und den Tod Jesu erinnern soll.“ Die Zahl 40 sei biblisch fundiert, wenn es um einen Zeitraum der Reinigung und der Buße gehe: „Denn genau 40 Tage soll Jesus einst selbst nach seiner Taufe in der Wüste gefastet haben. 40 Tage ohne Brot und Wasser hat laut Bibel auch Moses auf dem Berg Sinai zugebracht, bevor er die Zehn Gebote erhielt. Und auch der Regen der Sintflut soll 40 Tage und Nächte lang auf die Erde niedergegangen sein.“
Freiheit durch Verzicht
Die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) schreibt: „Schon lange scheint das Fasten im März religionsunabhängig.“ Die Zeitung widmet sich der Motivation hinter dem Verzicht, und bezeichnet diesen als „Trend“. Mentaltrainer Steffen Kirchner erklärt in der HAZ: „Einer der größten Wünsche des Menschen ist der Wunsch nach Freiheit. […] Und die Fähigkeit, ohne etwas auszukommen, ist im Grunde ein Gefühl von Freiheit.“ Man wolle sich von äußeren Reizen abkoppeln, „um wieder mit sich selbst in Kontakt zu kommen“.
Die Berliner Morgenpost veröffentlicht eine Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und wagt einen Blick in die Geschichte. „Die Fastenzeit gilt als Vorbereitung auf Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu Christi. […] Christen sollen in diesem Zeitraum als Zeichen von Buße und Besinnung Genüssen entsagen“, heißt es darin. Und weiter: „Das Konzil von Nicäa im Jahr 325 schrieb vor Ostern ein vorangehendes 40-tägiges Fasten vor – die Zeit, die Jesus in der Wüste verbrachte.“
Fastenzeit als Vorbereitung auf das wichtigste Fest der Christenheit: Ostern
Auch die Lübecker Nachrichten geben eine genaueren Blick auf den christlichen Hintergrund der anstehenden Zeit des Verzichts: „Die Fastenzeit dient als Vorbereitung auf das wichtigste Fest der Christenheit: die Auferstehung von Jesus Christus, vielen besser bekannt als Ostern.“ Die Fastenzeit sei der Buße und Umkehr gewidmet. „Erinnern soll die insgesamt 40 Tage andauernde Fastenzeit an das ebenso lange Fasten Jesu Christi in der Wüste“, ist in dem Beitrag zu lesen.
Das ZDF befasst sich auf seiner Internetseite auch mit der Fastenzeit und erklärt die christliche Perspektive. „Die Dauer der Fastenzeit leitet sich von den 40 Tagen ab, die Jesus nach seiner Taufe in der Wüste verbrachte. Er reflektierte über seinen Glauben, was auch viele Christen in der heutigen Fastenzeit tun.“ Durch die Periode der Buße und Besinnung bereiteten sich Christen auf den „wichtigsten Termin des Kirchenjahres vor: Die Feier zum Tod und zur Wiederauferstehung von Jesus Christus“.
Quiz: Fastenzeit-Experte oder nicht
Die Deutsche Presse-Agentur erklärt in einem Hintergrund-Beitrag den christlichen Hintergrund der Fastenzeit: „Der Aschermittwoch ist der erste Tag der 40-tägigen Fastenzeit bis Ostern (die Sonntage werden nicht mitgezählt). 40 Tage deshalb, weil in der Bibel steht, dass Jesus so lange in der Wüste gefastet hat.“ Weiter notiert die Nachrichtenagentur, dass in der Aschermittwochsmesse „katholische Gläubige ein Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet [bekommen]. Das soll sie an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern: Asche zu Asche, Staub zu Staub.“
Wer sein Wissen über die Fastenzeit testen möchte, findet auf Katholisch.de ein Quiz. Nachdem der Leser zehn Fragen beantwortet hat, erfährt er, ob er Fastenzeit-Experte ist oder noch Nachholbedarf beim Thema hat.
Von: Martina Blatt