Trockener Rechtstext trifft leidenschaftliche Musik: Dem Chorleiter und Komponisten Axel Christian Schullz liegen Gospels am Herzen. Vor ein paar Jahren fragte er sich, ob diese auch ohne christliche Botschaft funktionierten. Er suchte nach Texten, „die über Kultur- und Religionsgrenzen hinaus Werte vermitteln“, erinnert sich Schullz im Interview des Deutschlandfunks (DLF).
„Ich habe früher schon Bibeltexte vertont, und dann gedacht: Es gibt bestimmt noch Texte, die sind erstens aktueller, und zweitens jenseits von religiösen Grenzen, die alle Menschen betreffen“, erklärt er in einem Video-Interview. Bei dieser Suche sei er auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte gestoßen, die 1948 verkündet wurde.
Über das Singen Texte verinnerlichen
So beginnt etwa Artikel 1 mit den Worten: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“ Diese Texte auf Deutsch oder Englisch zu vertonen, sei eine große Herausforderung, „weil es keine lyrischen Texte sind“, erklärt Schullz.
Sein Plan sei es tatsächlich, „alle 30 Artikel zu vertonen, auch die Präambel“. Derzeit sei er bei etwas über 20 vertonten Artikeln, berichtet er dem DLF. Schullz‘ Vorhaben ist: „Über das Singen der Texte lernt man die Rechte gut kennen und sie zu verinnerlichen.“ Mit der Aktion verbindet er die Hoffnung, „dass möglichst viele Menschen ihre Rechte selber kennen. Denn wer seine Rechte kennt, der bekennt sich auch eher zu seinen Rechten und steht eher für seine Rechte ein und für seine Rechte auf“.
Komponist stellt Noten und Musikdateien kostenlos online
Auf der Internetseite von „Sing Human Rights“ stellt Schullz kostenlos die Noten, die Texte und MP3-Dateien zur Verfügung. Er hofft, dass viele Chöre seine Idee übernehmen und beispielsweise zum Weihnachtskonzert einen Artikel der Menschenrechte singen. Der Tag der Menschenrechte ist der 10. Dezember. „Insofern würde das sehr passen, im Weihnachtskonzert noch mal auf das Jubiläum der Menschenrechte hinzuweisen und einen Artikel zu singen“, sagt der Musiker dem Deutschlandfunk. Für das 75. Jubiläum der Menschenrechte möchte er eine Fassung für Chor und Orchester von der gesamten Erklärung komponieren.
Recht auf Erholung und bezahlten Urlaub
Einer der Favoriten von Schullz ist der vertonte Artikel 24: „Jeder hat das Recht auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit und regelmäßigen bezahlten Urlaub.“ Der Inhalt sei „so außergewöhnlich“ und seine Version habe „so eine entspannte Reggae-Stimmung, dass man dabei sich wunderbar in dieses Recht reinfühlen kann, tatsächlich auch sich erholen zu dürfen und Freizeit haben zu dürfen“.
Von: Martina Blatt