An Silvester ist es in Köln zu Ausschreitungen, Belästigungen und sexuellen Übergriffen gekommen. Weil das ZDF zunächst nicht berichtet hatte, soll sich nun der Fernsehrat damit befassen.
Von PRO
Foto: ZDF
Die verspätete Berichterstattung über die Vorfälle in Köln an Silvester könnte noch den ZDF-Fernsehrat beschäftigen
Weil die öffentlich-rechtlichen Sender zunächst nicht über die zahlreichen Übergriffe auf Passanten am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht berichtet hatten, stehen sie in der Kritik. Am Mittwoch hatte der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen auf der Facebook-Seite des Senders erklärt, die Nachrichtenlage sei zu dem Zeitpunkt „klar genug“ gewesen und gestand ein: „Es war ein Versäumnis, dass die 19-Uhr-‚heute‘-Sendung die Vorfälle nicht wenigstens gemeldet hat.“
Theveßen bezeichnete die verspätete Berichterstattung als „eine klare Fehleinschätzung“. Mit der Erklärung zeigte sich am Donnerstag der CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer jedoch nicht zufrieden. Geht es nach dem Willen Scheuers, soll sich der ZDF-Fernsehrat mit der Berichterstattung rund um die Kölner Ereignissen beschäftigen. Gegenüber der Bild-Zeitung erklärte Scheuer: „Ein öffentlich-rechtlicher Sender darf so abscheuliche Gewalttaten nicht totschweigen. Wir erwarten, dass das ZDF das Versagen der ‚heute‘-Redaktion auf die Tagesordnung im Fernsehrat setzt.“ Vom 7. bis zum 9. Januar tagen die Mitglieder der CSU-Landesgruppe im Bundestag in ihrer traditionellen Klausurtagung in Wildbad Kreuth. Die ist bekannt dafür, dass sich dort immer wieder CSU-Politiker zu aktuellen Themen markig äußern.
Skandalöse Berichterstattung
Im Zusammenhang mit den Vorkommnissen in Köln hat auch der ehemalige Innenminister Hans-Peter Friedrich Kritik an den öffentlich-rechtlichen Sendern geübt. Nach Angaben des Medienmagazins DWDL vom Donnerstag sagte der CSU-Politiker dem Redakionsnetzwerk Deutschland: „Es ist ein Skandal, dass es Tage gedauert hat, bis die öffentlich-rechtlichen Medien die Berichte aufgegriffen haben“ und äußerte den Verdacht, „dass die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Medien ihrem Informationsauftrag nur noch unzureichend nachkommen“.
Im Jahr 2014 haben ARD, ZDF und Deutschlandradio durch den Beitragsservice (ehemals GEZ-Gebühr) rund acht Milliarden Euro eingenommen. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum verzeichnete die rein werbefinanzierte RTL Group, die mehrheitlich dem Bertelsmann-Konzern gehört, einen Umsatz von rund 5,8 Milliarden Euro. Zur RTL Group gehören insgesamt 53 Fernsehsender und 28 Radiostationen. (pro)
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